Alle Storys
Folgen
Keine Story von Mittelbayerische Zeitung mehr verpassen.

Mittelbayerische Zeitung

Mittelbayerische Zeitung: Merkels Währung heißt Vertrauen Eine selbstbewusste Kanzlerin verteilt Wohlfühl-Botschaften. Die Spähaffäre dagegen wird sie aussitzen. Von Reinhard Zweigler

Regensburg (ots)

Zweifelt noch irgendjemand daran, dass die nächste Kanzlerin wieder Angela Merkel heißt? Am Freitag hat die CDU-Chefin vor der Berliner Bundespressekonferenz locker und souverän demonstriert, dass sie willens und fähig ist, die Macht im Herbst zu verteidigen. Merkel hat sich als oberste Kümmerin um die Sorgen und Nöte der Menschen präsentiert, von der NSA-Datenaffäre, die die Leute gar nicht so wahnsinnig aufregt, bis zur Hilfe für die fast vergessenen Flutopfer. Angela Merkel hat eine große Portion dieses wohligen Gefühls ich-bin-immer-für-euch-da verbreitet. Dafür wird sie von einer großen Mehrheit der Deutschen anerkannt, respektiert, geliebt. Selbst von den Anhängern anderer Parteien. Merkels Währung heißt: Vertrauen. Das Erfolgsrezept der Kanzlerin dabei ist so einfach wie wirksam: Sie macht keine erkennbaren Fehler, hat keine Affären oder auch nur verbale Ausrutscher, wie sie etwa Peer Steinbrück zuhauf hatte. Zudem gibt sie die selbstbewusste "Bundes-Mutti", die für alle politischen Probleme eine Lösung findet - und seien sie noch so vertrackt. Zumindest tut sie alles dafür, alle in diesem Glauben zu bestärken. Merkel ist zugleich sparsam-einfache schwäbische Hausfrau als auch knallharte Regierungschefin auf nationaler und internationaler Bühne. Verständnisvoll und durchsetzungsstark zugleich. Yin und Yang in einem, würden vielleicht die Chinesen sagen. Allerdings hält diese schlicht-perfekte Kanzlerin-Präsentation einer Tiefenprüfung nicht immer stand. In der NSA-Affäre gibt Merkel zwar ebenfalls die dynamische Aufklärerin, doch in Wahrheit sind ihr und der gesamten deutschen Regierung ziemlich die Hände gebunden. Weitere Transparenz über das, was der US-Geheimdienst wirklich getan und an Daten aus dem Netz abgefischt hat, ist nur durch die US-Behörden selbst zu erlangen. Und in Washington sieht man das Problem längst als nicht so gravierend an wie etwa in Berlin. Selbst wenn in politischen Kreisen der USA zunehmend Fragen zu den weltweiten Ausspähaktionen der eigenen Dienste gestellt werden. Doch im Zweifel rechtfertigt das Ziel, Terrorabwehr, nahezu jede Ausschnüffelei im weltweiten Datennetz. Legal, illegal, uns doch egal. Die alles dominierende Kanzlerin hat es auch fertig gebracht, den bayerischen Löwen Horst Seehofer zum schnurrenden Kätzchen mutieren zu lassen. Es ist nicht allzu lange her, dass Merkel auf CSU-Parteitagen eiskalt empfangen wurde. Heute ist sie die uneingeschränkte Nummer eins der Unionsparteien. Man liebt sich nicht gerade, betont hier und da die Unterschiede - siehe bei der Pkw-Maut, bei Details der Energiewende oder bei Volksbegehren gegen all zu große EU-Willkür -, doch man braucht sich. Die erfolgreiche Kanzlerin wird auch zur Wahlkampflokomotive der Christsozialen in Bayern. Und Merkel und die CDU hoffen auf ein ordentliches Ergebnis der CSU bei der Landtagswahl im Freistaat am 15. September. Rückenwind aus Bayern könnte vielleicht doch wieder die schwarz-gelben Segel blähen. Und wenn es doch nicht mit den Freidemokraten zum Weiterregieren im Bund reichen sollte, wäre Merkel flexibel genug für andere Bündnisse. Mutti kümmert sich, egal wer an ihrer Seite mitregieren darf.

Pressekontakt:

Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Mittelbayerische Zeitung
Weitere Storys: Mittelbayerische Zeitung
  • 19.07.2013 – 19:24

    Mittelbayerische Zeitung: Vision gesucht Kommentar zum Bankrott von Detroit

    Regensburg (ots) - Detroit stand einmal als glorreiches Symbol für den amerikanischen Traum. Der Aufstieg zu einer der lebendigsten Städte verdankte es General Motors, Ford und Chrysler ebenso wie den Supremes, Marvin Gaye oder Stevie Wonder. Der Niedergang vom legendären "Mo(tor)-Town" zum bankrotten "No-Town" hat mindestens zum Teil mit dem Schicksal der ...

  • 19.07.2013 – 19:21

    Mittelbayerische Zeitung: Vom Saulus zum Paulus Kommentar zu Datenschutz/EU

    Regensburg (ots) - Die Kehrtwende der Bundesregierung in Sachen Datenschutzreform ist irreal. Blockierte man vor wenigen Monaten noch strengere Vorgaben auf EU-Ebene, inszenierte sich Innenminister Hans-Peter Friedrich in Vilnius nun als oberster Datenschützer. Selbst in Brüssel reibt man sich überrascht die Augen. Die wundersame Wende Berlins dürfte sich als ...

  • 18.07.2013 – 18:23

    Mittelbayerische Zeitung: Recht so

    Regensburg (ots) - Der Applaus der Fans ist den Luxemburger Richtern gewiss. Sie stufen den Fußball als Kulturgut ein, das europaweit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich bleiben muss, statt es peu à peu in einer Nische wie dem Bezahlfernsehen verschwinden zu lassen. Also: Recht so! Nun jaulen also Fifa und Uefa erwartungsgemäß auf und sehen den gedeihlichen Fortgang der Geschäfte beeinträchtigt. Dabei sollte den Verbänden bewusst sein, dass sie ohnehin auf einem ...