Mittelbayerische Zeitung: Alles super, oder was? Kommentar zum neuen Kabinett Seehofers von Christine Schröpf
Regensburg (ots)
Wo das Auge hinfällt, (fast) nur noch Superminister. Ilse Aigner, Markus Söder, Joachim Herrmann und Ludwig Spaenle - Letzterer aus münchnerischem Machtkalkül - sind die Platzhirsche an Seehofers Tisch. Mit dem deutlichen Aufstieg dieses Quartetts verschärft sich die Kluft zu den übrigen Ministern, die sich statt "super" nun das Etikett Ressortchefs zweiten Grades anheften lassen müssen. Daran ändern alle gegenteilige Beteuerungen nichts. Einzig Staatskanzleichefin Christine Haderthauer bleibt in einer recht komfortablen Ausgangssituation. Marcel Huber verliert den Gesundheitsbereich, aber nur wegen eines tatsächlich sinnvollen neuen Ressortzuschnitts. Der Umweltminister, einer der Stimmenkönige bei der Landtagswahl, genießt bei Seehofer Respekt. Größte Verliererin ist die bisherige Justizministerin Beate Merk. Aus dem Europaressort, das sie nun leitet, wurden auch noch die Zuständigkeiten für Bundesangelegenheiten herausgeschnitzt. Die Frau, die im Fall Mollath viele Pfeile auf sich zog, schützten wohl nur der Regionalproporz und Seehofers Blick auf die Frauenquote. Die Rochade in der Damenriege mutet merkwürdig an. Emilia Müller verliert das Europaministerium, einzig um Platz für Merk zu schaffen. Dabei hatte Müller ihr Haus gut, wenn auch sehr geräuschlos geführt. Im Sozialministerium betritt sie nun Neuland. Sie tritt das Erbe Haderthauers an, die unbestritten ein großes politisches Pfund der CSU ist, in sozialen Fragen jedoch über ein recht reduziertes Gefühlsspektrum verfügt. Die Berufung Müllers überrascht auf den ersten Blick. Das soziale Gespür der Oberpfälzerin ist aber nicht zu unterschätzen.
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