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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Timoschenko: Auf Gedeih und Verderb von Ulrich Krökel

Regensburg (ots)

Viktor Janukowitsch ist immer für eine bittere Überraschung gut. Wiederholt hat der ukrainische Präsident sein Wort gebrochen. 2011 versprach er europäischen Politikern in die Hand, den Fall seiner inhaftierten Rivalin Julia Timoschenko durch eine Amnestie zu lösen. Kurz darauf ließ er seine Kettenhunde in der Justiz erst richtig los. Von einer Haftentlassung war keine Rede mehr. So gesehen gilt es vorsichtig zu sein, wenn Janukowitsch dieser Tage unüberhörbare Signale aussendet, dass der Fall Timoschenko doch noch gelöst werden könnte. Andererseits käme eine neuerliche Kehrtwende politischem Selbstmord gleich. Eine hochrangige EU-Mission hat nach einjährigen Verhandlungen ein (abgesprochenes!) Gnadengesuch für Timoschenko eingereicht. Eine Ablehnung wäre ein Affront. Die Anbindung der Ukraine an den Westen, die im November vertraglich fixiert werden soll, wäre gestorben. Dadurch wiederum würde sich Janukowitsch auch bei den eigenen Bürgern unmöglich machen. Nicht zuletzt würde der Präsident sein Land auf Gedeih und vor allem Verderb an Russland ausliefern. Nein, ein solcher Irrsinn ist selbst dem unberechenbaren Ukrainer schwer zuzutrauen. Alles spricht deshalb dafür, dass Timoschenko freikommt. Die EU und die Ukraine könnten eine historische Weichenstellung vollziehen. Es wäre ein Schritt von kaum zu überschätzender Bedeutung, der die gesamte Geopolitik im Osten Europas verändern würde.

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