Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Tebartz-van Elst/Kirchenaustritte: "Der letzte Tropfen" von von Katia Meyer-Tien
Regensburg (ots)
Plakativer als mit dem Begriff "Tebartz-Effekt" kann man den plötzlichen Anstieg von Kirchenaustritten kaum betiteln. Und mit Sicherheit waren die Schlagzeilen um den Neubau des Limburger Bischofsitzes für viele Kirchenmitglieder der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Aber es tropfte bereits lange und stetig. Die Diskrepanz zwischen gepredigter Bescheidenheit und gelebter Herrlichkeit ist der katholischen Kirche seit Jahrhunderten zu eigen und in den kostspieligen Bauplänen des Franz-Peter Tebartz-van Elst nur besonders deutlich zu Tage getreten. Schwerer dürfte für viele Katholiken gewogen haben, dass sich hier einmal mehr gezeigt hat, wie intransparent die Organisation Kirche arbeitet und wirtschaftet. Gläubig sein heißt nicht gutgläubig sein, und angesichts der enormen wirtschaftlichen Bedeutung der Kirche möchte so mancher Kirchensteuerzahler lieber wissen statt glauben. Zumal der Glaube an die Kirche auch als moralische Instanz gerade durch das Bekanntwerden der unzähligen Missbrauchsfälle und die schleppende Aufklärung dieser Fälle auf eine harte Probe gestellt wird. Bischof Tebartz ist nicht allein schuld daran, dass die Menschen die Kirche verlassen. Er steht nur exemplarisch für all die Kirchenmänner, die vergessen zu haben scheinen, dass Kirchendienst vor allem eines sein sollte: Dienst für die Menschen.
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