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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Olympia-Votum: Gut so - und trotzdem ein bisschen schade, von Heinz Gläser

Regensburg (ots)

Gut so! Denn über allem steht eine demokratische Binsenweisheit: Volkes Wille ist zu respektieren. Da mögen die Befürworter von München 2022 noch so sehr überzeugt sein, die besseren Argumente auf ihrer Seite zu haben. Diese zogen indes nicht wie erhofft. Was zu beweisen war. Gut so! Denn diese krachende Pleite führt uns wieder mal vor Augen, dass im Sport taktisches Feingefühl unerlässlich ist. Der organisierte Sport hierzulande lässt dieses seit Jahrzehnten vermissen. Zunächst führte die Kandidatur Berchtesgadens aufs Abstellgleis. Mit den letztlich gescheiterten Bewerbern Berlin und Leipzig setzte man ganz auf die Trumpfkarte Wiedervereinigung und übersah dabei, dass dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) solche hehren Motive piepegal sind. Schließlich handelt es sich um eine Organisation, die ohne mit der Wimper zu zucken zum Hundertjährigen die Spiele 1996 nicht nach Athen, sondern an Coca-Cola - pardon: Atlanta vergab. Gut so! Denn eine zweite Abfuhr hätte München nun wahrlich nicht verdient gehabt. Zuletzt war bereits unüberhörbar, dass die Mehrheit der Herzen im IOC für den potenten Konkurrenten Oslo schlägt, der ein ähnliches Wintermärchen wie Lillehammer 1994 verspricht. Gut so! Denn dank solcher Voten sollte selbst dem IOC eines fernen Tages bewusst werden, dass es sein Premiumprodukt mittlerweile so grotesk aufgeblasen und dem Diktat der Vermarktung unterworfen hat, dass es nicht mehr für jeden potenziellen Bewerber attraktiv ist. Gut so! Denn das Wohl und Wehe des Freistaats hängen nicht von einem gigantischen Sportspektakel ab. Bayern steht auch ohne die Impulse, die Olympische Winterspiele verheißen, wirtschaftlich glänzend da. Und unserer Bergwelt bleiben ökologisch fragwürdige Eingriffe erspart, die trotz des betont sensiblen Konzepts letztlich unvermeidbar gewesen wären. Nochmals gut so! Denn nun kann der begnadete Strippenzieher Thomas Bach, der jüngst als erster Deutscher an die IOC-Spitze aufstieg, seinen Masterplan verfolgen. Wenn die vielen Spekulationen zutreffen, dann trachtet der Chef-Olympier danach, als Krönung seiner Funktionärslaufbahn irgendwann wieder Sommerspiele nach Deutschland zu holen - gerne in die Hauptstadt Berlin. Der Schauplatz München 2022 hätte Thomas Bachs Strategie durchkreuzt. Trotzdem irgendwie schade: Olympische Winterspiele im Jahr 2022 vor der eigenen Haustür, das hätte schon was gehabt.

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