Mittelbayerische Zeitung: Gemischte Signale aus dem BMW-Haus
Die Rekordbilanz lässt Aktionäre jubeln. Trotz hehrer Zukunftsziele ist aber unklar, wie es weitergeht. Leitartikel von Martin Anton
Regensburg (ots)
Rekordgewinn, Rekordabsatz, Rekorddividende, Rekordziele: BMW legte gestern wie erwartet hervorragende Bilanz für das Jahr 2013 vor. Auf den zweiten Blick jedoch zeigt sich, dass der Oberklasse-Hersteller es nicht dem Verkauf von Autos zu verdanken hat, dass im vergangenen Jahr wieder die Kassenklingelten. Die deutsche Autobranche manövriert durch schwierige Zeiten, und so sendet auch BMW trotz Rekordrekorden gemischte Signale. Klar scheint zunächst, dass die Schwellenländer, insbesondere China, enorm wichtig für die Umsatzentwicklung der Oberklasse-Hersteller wie BMW bleiben. Doch die Krimkrise in Russland sowie die Turbulenzen an den Finanzmärkten anderer Schwellenländer zeigen, wie fragil diese Märkte sein können. Auch bei der Elektromobilität scheint der Trend eindeutig. Zurecht gilt der bayerische Autobauer hier als Pionier bei der serienreifen Herstellung von E-Autos. Die Präsentation und vor allem der Preis des i3 schockte die deutsche Konkurrenz, die von einem ähnlichen Konzept weit entfernt ist. Sechsstellige Absatzzahlen soll das Modell bis 2020 erzielen, sagt BMW-Chef Norbert Reithofer. Auf der anderen Seite verdient BMW wie auch die anderen Oberklasse-Hersteller nach wie vor sein Geld insbesondere mit Geländewagen und Limousinen, deren CO2-Ausstoß sich alles andere als fortschrittlich darstellt. Dass BMW auch weiterhin auf dieses Segment setzt, zeigt der geplante Ausbau des US-Werks in South Carolina, wo die Münchner unter anderem den x3 und x5 herstellen. Man könnte argumentieren, dass die tonnenschweren CO2-Schleudern dazu da sind, um die Milliardeninvestitionen in die Elektromobilität abzusichern, bevor diese nennenswerte Umsätze erzielt. Oder andersrum: Die i-Serie ermöglicht BMW, den Flottenverbrauch so weit nach unten zu drosseln, dass weiterhin Gewinne mit SUV und Limousinen gemacht werden können. So sagte Reithofer, man brauche E-Autos, wenn man weiterhin auch die lukrativen, großen Wagen verkaufen wolle, "um vernünftig Geld zu verdienen". Und vernünftig Geld verdienen wollen schließlich auch die Anleger, die sich über die Gewinne, beziehungsweise die daraus resultierenden Kurssteigerungen und Dividenden, freuen konnten. Mit 2,60 Euro je Stammaktie gab es auch hier einen Rekord, dank dessen die Familie Quandt insgesamt 731 Millionen Euro einstreichen dürfte. Chef Reithofers Bezüge kletterten auf mehr als sieben Millionen Euro, die Vorstände erhielten zusammen 34,5 Millionen Euro und die BMW-Arbeiter durften sich über eine Rekordprämie von 8140 Euro freuen - allerdings nur die Tarifangestellten. Außerhalb der BMW-Familie sieht es weniger rosig aus. Mit die Reduzierung des Anteils von Leiharbeitern an der Gesamtbelegschaft auf die vereinbarten acht Prozent tut sich der Autokonzern nach wie vor schwer, die Anzahl der via Werkvertrag über Fremdfirmen angestellten Beschäftigten soll 2013 gestiegen sein. Und so ist auch trotz recht eindeutig wirkender Ziele für 2014 - erstmals mehr als zwei Millionen Fahrzeuge verkaufen, beim Gewinn vor Steuern stark zulegen - nicht klar, in welche Richtung BMW die Weichen 2014 wirklich stellen wird. Staatliche Anreize, wie beispielsweise die konsequente Förderung von Elektromobilität oder eine klarere Linie bei der Arbeitnehmerüberlassung, könnten sicherlich bei der Entscheidung helfen.
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