Mittelbayerische Zeitung: Die Rechner
Regensburg (ots)
Von Bernhard Fleischmann
Wunder sind keine von übernatürlicher Hand gesteuerte Unmöglichkeiten, sondern Ereignisse, die wir in ihrer Unwahrscheinlichkeit nicht erwarten oder verstehen. So gesehen ist klar: Wunder wird der Besuch Xi Jingpings nicht bringen. Der starke Mann Chinas gilt als machtbewusster Pragmatiker. Sein berechenbarer Stil kommt der deutschen Politik und Wirtschaft entgegen, die ihrerseits den Gast nicht mit argen Zumutungen verstimmen werden. Bundespräsident Gauck spielt die Rolle des Mahners für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit, indem er diplomatisch geschickt Reformen Chinas erwähnt und so die Aufforderung zu weiteren guten Taten in Lob verpackt. Die Kanzlerin - Inkarnation des Pragmatismus - hakt mit routinierter Bestimmtheit die sensiblen politischen Punkte ab und fördert fortan die Wirtschaftsbeziehungen. Eine Million vom China-Export in Deutschland abhängige Jobs lassen da keine Fragen offen. So einigt man sich auf zigmilliardenschwere Deals und verschiebt die politischen Machtverhältnisse ein Stück zugunsten des immer schwergewichtigeren Chinas. Nicht ausgeschlossen, dass im Gegenzug Xi Jinping den Künstler Ai Wei Wei ausreisen lässt. Das wäre unerwartet - aber kein Wunder.
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