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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Louisa Knobloch zu Abitur/Vereinheitlichung/Länder

Regensburg (ots)

Wenn ab heute die Schüler in Bayern ihr Abitur schreiben, dann ist das auch eine Premiere: Zum ersten Mal haben sich sechs deutsche Bundesländer auf gemeinsame Aufgaben verständigt. Dadurch soll der Abschluss einheitlicher werden - und das ist wichtig, schließlich bewerben sich viele Abiturienten ja in einem anderen Bundesland um einen Studienplatz. Wenn man genauer hinschaut, kann trotz länderübergreifender Aufgaben beim Abitur aktuell von Vergleichbarkeit aber keine Rede sein. Zum einen gelten nicht überall dieselben Bedingungen: Bei der Einlesezeit für das Deutsch-Abitur hat Bayern zwar nachgesteuert und 15 Minuten zusätzlich gewährt. Mathematik müssen aber alle Schüler im Freistaat auf erhöhtem Anforderungsniveau belegen, während Schüler in anderen Bundesländern zwischen Grund- und Leistungskursniveau wählen können. In einigen Ländern wie Hamburg, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein ist Mathe zudem keine Pflichtprüfung. Zum anderen - und das ist das größere Problem - werden die in der Oberstufe erreichten Leistungen nicht in allen Bundesländern gleich gewertet. In Hamburg kann ein Schüler etwa deutlich mehr schlechte Noten streichen und muss nur die 32 besten Halbjahresleistungen ins Abitur einbringen. Dadurch wäre es im Extremfall rechnerisch möglich, dass ein Schüler, der in Hamburg seinen Abschluss mit 1,9 macht, in Sachsen-Anhalt mit denselben Noten nicht einmal zum Abitur zugelassen würde. Solange die Bundesländer alle ihr eigenes Bildungs-Süppchen kochen, ist ein einheitliches Abitur nicht möglich. Es wird Zeit, den Föderalismus im Bildungsbereich aufzugeben - zugunsten von gemeinsamen Lehrplänen, Unterrichtsmaterialien und Prüfungsordnungen. Dann wären auch die Probleme, die Schüler und Lehrer bei einem Umzug in ein anderes Bundesland haben, endlich Vergangenheit.

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