Mittelbayerische Zeitung: Alles Mist?
Kommentar zum geplanten EU-Düngeverbot
Regensburg (ots)
Wenn Almbauern in Oberbayern ihren Kühen Windeln anlegen, um gegen die Verschärfung der Düngeverordnung auf Druck der Europäischen Union zu protestieren, dann ist das plakativ und schlagzeilenträchtig, aber es trifft doch den Kern der Sache nicht ganz. Denn noch immer ist das Trinkwasser besonders bei intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen über den Grenzwert hinaus mit Nitraten und Phosphaten belastet - und das ist schädlich für Mensch und Tier. Die Überdüngung zu bekämpfen, ist ein wichtiges Umweltschutzziel, für das sich auch die Europäische Union einsetzt. Aber wie so oft neigen die Eurokraten in Brüssel in ihrer Regelungswut dazu, die Dinge über einen Kamm zu scheren und nur wenig auf den Rat erfahrener Praktiker zu hören. Dazu gehört sicher auch das grundsätzliche Düngeverbot auf Hanglagen, wonach man tatsächlich Kühe mit Windeln ausrüsten müsste und Bauern im Oberpfälzer Hügelland auf ihrer Gülle sitzen bleiben würden. Wie die Düngeverordnung in Deutschland künftig aussieht, dafür ist der Gesetzgeber zuständig. Restriktionen wie Düngeeinschränkungen oder Verbote darf es nur dort geben, wo Handlungsbedarf besteht: Also sicher nicht auf Almen, sondern in Regionen, wo der Profit für die Bauern durch Massentierhaltung mehr zählt als sauberes Wasser. Nicht alles, was Düngeverordnung heißt, ist Mist. Aber es braucht, wie bei der Umsetzung aller EU-Richtlinien, eine große Portion Augenmaß.
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