Mittelbayerische Zeitung: Zukunftsfrage
Kommentar zum AfD-Parteitag
Regensburg (ots)
Egal, wie der Richtungskampf in der AfD ausgeht: Die Partei gefährdet in den kommenden Monaten ihren eigenen Erfolg. Gewinnen die rechten Hardliner um Alexander Gauland, verliert sie jede Hoffnung auf Salonfähigkeit auf der großen politischen Bühne. Setzt sich der neoliberale Stratege Bernd Lucke durch, vergrämt sie vermutlich die rechten Wutbürger unter ihren Anhängern. Will sich die AfD aber langfristig etablieren, ist Lucke wohl ihre einzige Wahl. Dann muss sich die Partei konsequenterweise aber auch von Positionen trennen, die bisher vor allem die Protest-Klientel bedienen. Positionen, die vor 30 Jahren auch in der Union salonfähig waren - zu Einwanderung, Familienbild und Asylpolitik - und mit der sie die Sehnsucht nach einer Zeit bedient, in der Deutschland noch so tat, als seien Zuwanderer "Gastarbeiter", und in der christliche Moral das Leben dominierte. Eine Vision zur Zukunft Deutschlands lässt sich damit aber nicht entwickeln. Eine AfD auf Lucke-Linie hingegen kann vielen eine dauerhafte Heimat bieten, welche die in ihren Augen zu sozialdemokratische Politik der großen Koalition enttäuscht hat: gerade mit ihren Forderungen nach einem einfacheren Steuersystem und einer souveränen Währungspolitik. CDU und CSU werden dann mit aller Macht um diese Wähler kämpfen müssen - indem sie sich AfD-Positionen annähern. Die AfD könnte so sogar zur Antreiberin der Regierung werden.
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