Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Bernhard Fleischmann zum VW-Skandal
Regensburg (ots)
Es verging kaum ein Tag, ehe die erste Mail einer Anwaltskanzlei bei uns eintraf mit dem Aufruf, sich bei ihr zu melden - zwecks Sammelklage gegen Volkswagen. Unzählige Juristen wollen ein Stück aus dem schwer verwundeten Konzern herausreißen. Bei allem Verbraucherschutz - hier geht es nicht in erster Linie um die Interessen getäuschter Kunden, sondern um fantastische Verdienstmöglichkeiten für Anwälte. Den Gipfel der Heuchelei erklimmt nun - vorerst - der US-Landkreis Harris County. Mehr als 100 Millionen Dollar wollen die Texaner erstreiten - Schadenersatz für die Belastung der Luft durch 6000 dort verkaufte VW. Der Autokonzern habe es dem Landkreis erschwert, die staatlichen Vorgaben einzuhalten und so die Bürger zu schützen. Aha. Hauptstand von Harris County ist Houston, Ölzentrum der USA. Die Petrochemie leistet dort fleißig ihren Beitrag zu einer enormen Luftverschmutzung und für herausragende Ozonwerte. Schadstoffe und Klimagase US-amerikanischen Ursprungs sind offenbar weniger gesundheitsschädlich als VW-Stickoxide. Die Empörungs- und Plünderungsindustrie versammelt sich um Volkswagen. Mit ihren getarnten Schmutz-Dieseln haben sich die Wolfsburger geradezu selbstmörderisch um diese Gesellschaft beworben. Keine Frage, es braucht kein Mitleid mit den dafür Verantwortlichen bei VW. Aber als Beute für all diese miesen Geier ist dieser Konzern wirklich zu schade.
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