Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Martin Anton zu Kundus
Regensburg (ots)
Als die Taliban vergangene Woche die Stadt Kundus überrannten, war es, als hätten sie gleichzeitig die Spuren der vergangenen zwölf Jahre weggewischt: Zwölf Jahre, nachdem die ersten deutschen Soldaten in der Provinzhauptstadt eintrafen, ist wieder alles wie vorher. Auch wenn diese Behauptung nicht ganz zutrifft, so machen die jüngsten Kämpfe doch deutlich, dass die ISAF-Mission, Voraussetzungen für ein stabiles, demokratisches Afghanistan zu schaffen, nie erfüllt wurde. Der Abzug der Bundeswehr war eine politische Entscheidung, die nichts mit der militärischen Realität vor Ort zu tun hatte. Noch während die deutschen Soldaten ihre Sachen im Feldlager zusammenpackten, sammelten die Taliban ihre Kräfte, um die Region zurückzuerobern. Es fällt schwer zuzugeben, dass ein Einsatz, der so viel Ressourcen und Menschenleben gekostet hat, umsonst gewesen sein soll. Es ist verständlich, dass jetzt die positiven Resultate betont werden. Das beste Ergebnis wäre aber wohl, dass ein solches Himmelfahrtskommando, wie es der Militäreinsatz in Afghanistan war, nicht wieder vorkommt.
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