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Mittelbayerische Zeitung: Kein bisschen Frieden
Kommentar zu Xavier Naidoo

Regensburg (ots)

Schlimmer geht doch irgendwie immer. Nach dem Salto rückwärts des Herrn Kümmert und der Nullnummer seiner Ersatzfrau hatten alle gedacht, es könne beim Eurovision Song Contest nicht schlimmer kommen. Der Norddeutsche Rundfunk, in Sachen ESC hierzulande tonangebend, hat aber dafür gesorgt, dass der Contest diesmal für Deutschland ein Desaster ist, ohne dass nur ein Ton gesungen worden wäre. Die Blamage spielt sich - zumindest bisher - in zwei Akten ab. Zunächst ermittelte eben jener NDR den Mannheimer Sohn Xavier Naidoo zum deutschen Hoffnungsträger des Jahres. Das Ganze in einem Verfahren, gegen dessen Transparenz die TTIP-Verhandlungen eine basisdemokratische Abstimmung sind. Daraufhin entwickelte sich eine sehr solide Version dessen, was sich als Shitstorm auch einen Platz in den deutschen Wörterbüchern gesichert hat. Ursache dafür sind nicht etwa mangelnde musikalische Qualitäten des Kandidaten Naidoo, sondern vielmehr sein zumindest zeitweise mangelhaft erscheinendes Verständnis für gesellschaftliche und geschichtliche Zusammenhänge. Der Proteststurm, den die Kür Naidoos auslöste, überraschte in der ganzen Republik offensichtlich nur einen Menschen: der heißt Thomas Schreiber und ist unglücklicherweise ARD-Unterhaltungskoordinator. Die kritischen Stimmen erreichten sogar ARD-Mann Schreiber in seinem öffentlich-rechtlichen Elfenbeinturm. Statt aber zu seinem Kandidaten zu stehen und diesem die Chance zu geben, sich in einer der unzähligen ARD-Talkshows zu erklären - dabei vielleicht sogar klarzumachen, dass sich sein untadeliger Freund Michael Mittermeier zurecht für ihn ins Zeug wirft - lässt Schreiber Naidoo so schnell wieder fallen, wie er ihn aus dem Hut gezaubert hat. Innerhalb weniger Tage sind damit alle Beteiligten komplett blamiert. Maximale Peinlichkeit und bester Garant dafür, dass es in Sachen ESC auch in den kommenden Wochen im konkreten Widerspruch zum Titel des ersten großen deutschen Erfolgs zugehen wird: Kein bisschen Frieden

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