Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Ulrich Krökel zum Fall Litwinenko/Putin
Regensburg (ots)
Wladimir Putin klagt oft und gern darüber, dass der Westen ihm und seinem Land zu wenig Vertrauen entgegenbringe. Das mag stimmen. Davon unabhängig gibt es aber handfeste Gründe, dem russischen Präsidenten zu misstrauen. Selbst wer die Annexion der Krim und die offenen Lügen in dem Konflikt ("keine russischen Soldaten in der Ukraine") als Geopolitik mit den hybriden Mitteln des 21. Jahrhunderts einstuft, kommt bei der Bewertung Putins und seiner Regentschaft nicht an all den politischen Morden und Schauprozessen vorbei, die längst zum Kennzeichen des Putinismus geworden sind. Die Liste ist lang. Sie umfasst die Namen Politkowskaja, Litwinenko, Chodorkowski, Nawalny und Nemzow, um nur die prominentesten Opfer zu nennen. Nun hat eine britische Untersuchung ergeben, dass Litwinenko 2006 einem Mordanschlag zum Opfer gefallen ist, den Putin gebilligt haben soll. Die Betonung liegt auf "haben soll", denn auch diesmal gibt keinen letztgültigen Beweis für Putins Täterschaft. Das Schlimme an all dem aber ist, dass das Szenario, das die Briten beschreiben, höchst plausibel erscheint, ja, es liegt geradezu auf der Hand. Es liegt genauso auf der Hand wie die Frage, warum Boris Nemzow 2015 in unmittelbarer Nähe des hochgesicherten Kreml-Areals ermordet werden konnte. Was Putin in den genannten Fällen genau wusste und/oder anordnete, werden wir vermutlich nie erfahren. Die Schandtaten werden aber an ihm haften bleiben. Sie sind sein Makel.
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