Mittelbayerische Zeitung: Trump ist in die Falle getappt
Kommentar zum Disput zwischen Papst Franziskus und Donald Trump
Regensburg (ots)
Der Republikaner Donald Trump schreckt vor wenig zurück. Und schaltet selten seinen Kopf ein, bevor er sein großes Mundwerk öffnet. Andernfalls hätte er seinen Ärger über die Kritik Papst Franziskus' gewiss unter Kontrolle gehalten, anstatt wütend zu poltern. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche frontal anzugehen, wird ihm zwar in South Carolina kaum schaden. Auch in anderen Süd-Staaten nicht, die von protestantischen Fundis dominiert werden, und in denen Anti-Katholizismus bis heute ein Faktor ist, mit dem Politiker punkten können. Doch auf lange Sicht wird die Diskussion Trump schaden. Denn die 80 Millionen Katholiken der USA machen immerhin rund ein Viertel der Wählerschaft im November aus. Falls Trump sich die Nominierung der Republikaner tatsächlich sichern sollte, könnte ihm die Papst-Schelte bei den Präsidentschaftswahlen im November letztlich zum Verhängnis werden. Denn wenn der Rechtspopulist in katholisch geprägten Schlüsselstaaten wie Pennsylvania, Ohio oder Florida nur ein paar Prozentpunkte verliert, kann er seine Ambitionen auf das Weiße Haus vergessen. Der großmäulige Immobilienmogul Trump ist in die Falle hineingetappt, die ihm Franziskus mit seiner Kritik an Mauerbau und Abschiebung aufgestellt hat. Darüber hinaus entpuppt sich der blondierte Chauvinist einmal mehr als scheinheilig. Derselbe Donald Trump, der gegen Muslime hetzt und über den Glauben seiner Konkurrenten herzieht, verlangt Mitgefühl, wenn der Papst ihn zurecht weist. Mit dem Unterschied, dass Franziskus Recht hat. Es ist in der Tat wenig christlich, elf Millionen Menschen deportieren zu wollen.
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