Mittelbayerische Zeitung: Christian Kucznierz zu Merkels TV-Auftritt:
Regensburg (ots)
Seit Monaten weht Angela Merkel scharfer Gegenwind um die Nase. Innenpolitisch, aus den eigenen Reihen gar, und auch international sind die Stimmen gegen sie lauter als die für sie. Ihr Plan, die Flüchtlingskrise international zu lösen, droht ihr um die Ohren zu fliegen. Aber Merkel hält Kurs. Man kann das Sturheit nennen, Realitätsferne oder -verlust - je nach politischer Grundhaltung. Aber Merkel hat zumindest eine Überzeugung, und sie ist bereit, sie zu verteidigen. Sie hat sich der Öffentlichkeit gestellt, sie hat Nachfragen beantwortet. Sie hat sich und ihre Politik erklärt - und auch, warum sie keinen Plan B verfolgt: weil dann niemand mehr an einen Plan A glauben wird. Genau das ist, was sich ihre Gegner innerhalb der eigenen Reihen überlegen müssen: Wenn sie weiterhin die Politik ihrer eigenen Regierungschefin hinterfragen, wenn sie laut zweifeln, kritisieren, sticheln, dann dürfen sie sich nicht wundern, wenn diese Koalition als Ganzes nicht mehr ernst genommen wird. Abgesehen davon sollten diejenigen, die Grenzschließungen immer noch als Allheilmittel sehen, einmal erklären, was sie angesichts der Bilder von der griechisch-mazedonischen Grenze zu unternehmen gedenken. Bislang hat die Politik der Grenzzäune das Flüchtlingsproblem nur verlagert, aber nicht gelöst.
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