Mittelbayerische Zeitung: Doppelte Moral
Kommentar zu den Panama Papers
Regensburg (ots)
Warum ein teures Flugticket nach Panama kaufen, wenn es mit einer kurzen Zugfahrt nach Delaware viel unkomplizierter geht? Der Bundesstaat ist ein Magnet für reiche Amerikaner, die etwas zu verbergen haben. Delaware rollt aber auch den roten Teppich für Ausländer aus, die aus demselben Grund nach Panama gehen. Heerscharen von Anwälten und Finanzdienstleistern helfen wohlhabenden Kunden gerne dabei, eine schöne neue Scheinfirma zu gründen, die sich für alle möglichen Tricksereien gebrauchen lässt. Ein ganz legales Geschäft in den USA, für das die Steuerzahler in anderen Ländern die Zeche bezahlen. Delaware allein ist für entgangene Steuereinnahmen von schätzungsweise knapp zehn Milliarden Dollar verantwortlich. Weil Beihilfe zu Geldwäsche, Steuerbetrug und Verschleierung von Vermögensverhältnissen so einträglich ist, konkurrieren nun auch andere Saaten wie Nevada, South Dakota und Wyoming mit Delaware. Die Banken und der Immobilien-Sektor kooperieren, ohne viele Fragen zu stellen. Willkommen im Off- und Onshore-Paradies Amerika. Kein Wunder, dass die USA im globalen Ranking des "Tax Justice Network" der undurchsichtigsten Finanzplätze auf dem dritten Platz liegen. Die USA sind groß darin, in Konkurrenz mit Finanzstandorten wie der Schweiz und Luxemburg Transparenz einzufordern. Banken, die hier am Kapitalmarkt tätig werden wollen, müssen Informationen ihrer Kunden an die US-Behörden weitergeben. Diesen Gefallen erweisen sie anderen Ländern nicht. Wer wirklich etwas gegen die dunklen Geldströme unternehmen will, darf keine doppelten Standards akzeptieren. Die Wahrheit ist, dass ein Datenleck in Delaware mindestens so brisante Papiere produzierte wie das in Panama.
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