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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Jochen Wittmann zu Großbritannien/Jo Cox

Regensburg (ots)

Die Polizei will vorerst keine Angaben zu einem möglichen Motiv machen. Doch unabhängig davon, ob der Mord die Tat eines psychisch erkrankten oder eines politisch motivierten Mannes war, dürfte der Vorfall eine Rolle in der Brexit-Debatte spielen. Die Welle der Sympathie, die sich jetzt Bahn bricht für eine Frau, die sich passioniert für den Verbleib in der EU eingesetzt hat, wird ihren Eindruck auf unentschlossene Wähler, von denen es noch viele gibt, nicht verfehlen. Dazu wirft die Tat ein Licht auf den Ton der Brexit-Debatte, der in den letzten Wochen immer schriller wurde. Tatsächlich sind im Laufe des Referendums Töne zu hören gewesen, die man sich in einer aufgeklärten Demokratie nicht wünschen kann. Gerade Vertreter des euroskeptischen Lagers müssen sich da einiges vorwerfen lassen. Ob es der Justizminister Michael Gove ist, der applaudierend feststellt, dass die Leute "genug von Experten haben", worunter seine Zuhörer augenzwinkernd auch Abgeordnete verstehen sollten, oder ob es der rechtspopulistische Ukip-Chef Nigel Farage ist, der sich darüber freute, dass "die Bürger der politischen Klasse den Stinkefinger zeigen": Solche Parolen vergiften die politische Atmosphäre. Auch die Angriffe gegen sogenannte "Eurokraten", die in Brüssel eine Diktatur aufgebaut haben sollen und die britische Demokratie in ihren Grundfesten bedrohen, oder die Attacken auf heimische Politiker, die als Lügner oder selbstsüchtige Kollaborateure angefeindet werden, überschreiten ein vertretbares Maß.

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