Mittelbayerische Zeitung: Botschaft verstanden
Regensburg (ots)
Ruhstorf - der kleine Ort in Niederbayern bedeutet für Siemensianer ein Menetekel. Am Siemens-Standort in der Nähe von Passau will der Technologiekonzern in der Sparte Antriebstechnik rund 700 der 1250 Arbeitsplätze streichen. Siemens möchte den größten Teil der Motorenfertigung nach Rumänien auslagern - die dortigen Werke sind nicht ausgelastet und produzieren vor allem billiger. Dem ähnlich großen Standort in der Oberpfalz soll ein solches Schicksal erspart werden. Dafür ziehen Arbeitnehmervertreter und Betriebsleitung an einem Strang. Sie haben die Zeichen der Zeit erkannt. In Zukunft werden Maschinen und Menschen immer mehr Hand in Hand arbeiten. Für viele Industrie-Beschäftigte am Standort Deutschland bedeutet die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung in jedem Fall eine gigantische Herausforderung. Vor allem angelernte oder geringqualifizierte Mitarbeiter stehen durch den forcierten Einsatz von Technik zunehmend unter dem Druck zur Veränderung. Nach einer Prognose des Weltwirtschaftsforums könnten durch die Digitalisierung bis zum Jahr 2020 rund sieben Millionen Arbeitsplätze in den Industrieländern verloren gehen. Dies betrifft vor allem weitgehend standardisierte Tätigkeiten - im Übrigen auch im Verwaltungsbereich. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg geht davon aus, dass in Deutschland etwa 490 000 Jobs verschwinden und im Gegenzug 430 000 neue Stellen für Höherqualifizierte entstehen werden. Dieser Trend ist jetzt auch im Regensburger Siemens-Werk nachzuvollziehen. Immer mehr manuelle und einfache Tätigkeiten fallen weg. Berufsbilder verändern sich. Vielen Arbeitnehmern machen die massiven Veränderungen Angst. Sie sehen sich mit steigenden Ansprüchen an die eigenen Kompetenzen konfrontiert und befürchten, die erhöhten Anforderungen nicht erfüllen zu können. Da ist es hilfreich, wenn Betriebsräte die Botschaften der globalisierten und digitalisierten Welt verstanden haben.
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