Mittelbayerische Zeitung: Unangenehmer Gegner
Kommentar zum TV-Duell in den USA
Regensburg (ots)
Auch wenn er das Wort in den hitzigen Wortgefechten mit Hillary Clinton oft benutzt hat, war die zweite TV-Debatte für Donald Trump eines nicht: ein Desaster. Das allein ist nach dem Sex-Skandal schon bemerkenswert. Nach den ersten 20 Minuten stand zwar zu befürchten, dass nur dreckige Wäsche gewaschen wird. Aber dann fing sich Trump, wohl weil er sich bewusst war, dass es nun - die meisten führenden Republikaner haben sich von ihm abgewandt - gänzlich auf ihn selbst ankommt. Clinton zeigte sich weit weniger souverän und angriffslustig als in der ersten Debatte und tat sich phasenweise sogar schwer, weil sie nicht mitreißen konnte. Diese Fähigkeit ist aber gerade beim Townhall-Format, bei dem es auf den Austausch mit dem Publikum ankommt, wichtig. Unbestreitbar ist, dass sie über umfangreiches Fachwissen verfügt. Das hilft ihr aber nicht dabei, hier zu brillieren. Mit ihren langen Antworten tat sie sich keinen Gefallen. Mehrmals griffen die Moderatoren ein. Trump schaffte es, mit kurzen, knackigen Statements in Erinnerung zu bleiben - wenn auch nicht immer in bester. In jedem Fall ist er ein unangenehmer Debattengegner, denn er zögert nicht, auch unter der Gürtellinie zu boxen. Seine weiße Kernwählerschaft, die über keine gute Ausbildung verfügt, bedient der Milliardär mit seinen radikalen Parolen zielsicher. Doch Frauen und Minderheiten, die einen so großen Teil der Wählerschaft ausmachen, dürften er damit noch immer nicht auf seine Seite ziehen.
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