Die Welt leidet auch neben Corona
Die Pandemie überlagert alles. Doch die Probleme verschwinden nicht einfach, sondern verlangen weiter nach Zuwendung. Leitartikel von Susanne Wiedamann
Regensburg (ots)
Alles dreht sich um Corona. Der Alltag hat sich verändert. Arbeit, Privatleben, öffentliche Diskussion und Gespräche in der Familie, alles ist von diesem Thema durchdrungen. Der Klimawandel, im letzten Jahr noch Top-Thema, ist ebenso an den Rand gerückt wie die Armut von Millionen Menschen, die Hungersnöte auf der Welt und kriegerische Auseinandersetzungen. Selbst Terroraktionen wie der Anschlag in Wien Anfang November erschüttern die Öffentlichkeit nur vergleichsweise kurz. Denn da ist Corona.Doch die Probleme und existenziellen Nöte auf der Welt sind nicht weniger geworden und ihre Bekämpfung nicht weniger dringlich. Cornelia Füllkrug-Weitzel, die Präsidentin von "Brot für die Welt", hat vor wenigen Wochen dazu aufgerufen, in der Corona-Krise die Ärmsten nicht aus dem Blick zu verlieren. Gerade in diesem besonderen Jahr sei es wichtig, großzügig zu spenden. Das hat mehrere Gründe: Hilfsorganisationen und Vereine - von großen Hilfswerken wie "Brot für die Welt" über Hospizvereine und Menschenrechtsorganisationen bis zu Tierschutzvereinigungen - müssen erhebliche Spendenverluste durch ausgefallene Benefizveranstaltungen verkraften. Doch nur mit Geld kann geholfen werden. Ob international oder regional tätige Hilfsorganisation - alle stellen fest, dass Corona die Lage verschärft. Mit der Krankheit kamen neue Aufgaben auf die Hilfsorganisationen zu. Viele haben durch Corona zusätzliche Kosten. Obdachlose, Flüchtlinge, die Opfer kriegerischer Konflikte, Kranke, Hungernde und Arme stehen noch mehr unter Druck. Sie sind direkt durch Infektion mit der Krankheit bedroht und indirekt durch die Auswirkungen der Pandemie, die Teile vieler Hilfsfonds verschlingt. Doch diese Menschen sind auf Hilfe angewiesen.Weltweit nimmt die Armut zu. Hilfswerke können in ihren Bemühungen nicht nachlassen. Und auch wir als Spender sind verstärkt gefordert! Corona stürzt global 150 Millionen Kinder in Armut, konstatiert das weltweit agierende Kinderhilfswerk Unicef. Und auch in Deutschland ist die Entwicklung dramatisch: Laut aktuellem Paritätischen Armutsbericht hat die Armutsquote in Deutschland mit 15,9 Prozent den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht. Die Hilfsbedürftigkeit reißt nicht ab und fordert international wie auf regionaler Ebene ein noch größeres Engagement der Solidargemeinschaft.Bisher zogen die Hilfsorganisationen eine unerwartet gute Bilanz über das Spendenjahr 2020. Laut dem Deutschen Spendenrat gaben in den ersten drei Quartalen rund 15,6 Millionen Deutsche rund 3,3 Milliarden Euro für den guten Zweck, das ist die zweithöchste Summe seit 2005. Mit dem Lockdown im Frühjahr habe man sogar einen Anstieg der Spendenbereitschaft beobachtet. Das ist großartig. Also alles in Ordnung?Nein, denn die Ängste der Deutschen nehmen zu und damit sinkt ihre Spendenbereitschaft. Laut einer Anfang Dezember veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey will knapp ein Viertel der Deutschen in diesem Jahr wegen der Pandemie weniger Geld an soziale und gemeinnützige Organisationen spenden. Das wäre eine Katastrophe. 13 Prozent dagegen will sogar mehr geben. Die Pandemie reißt auch hierzulande Menschen in existenzielle Not. Die eigenen Sorgen lassen manche Menschen da die Nöte anderer vergessen. Das ist verständlich, doch die Probleme der Welt betreffen uns alle, wie die Flüchtlingsproblematik oder auch die Klimakrise zeigen. Wir dürfen deshalb nicht aufhören, unser Möglichstes zu geben. Die Hilfsorganisationen hoffen auf die Großzügigkeit kurz vor Weihnachten. Enttäuschen wir sie nicht: Spenden Sie und helfen Sie mit, das Elend in der Welt ein wenig zu lindern!
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