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Schärfere Klimaziele reichen nicht/Bei der Uno-Klimakonferenz in Glasgow müssen sich die Staaten auf Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung verständigen. Nichtstun ist weit teurer als Klimaschutz.

Regensburg (ots)

Als frisch gebackene Bundesumweltministerin leitete Angela Merkel 1995 in Berlin eine Uno-Klimakonferenz, die allerdings kaum nachhaltige Spuren hinterlassen hat. In den vergangenen 26 Jahren seither bis zur Weltklimakonferenz, die am Sonntag im schottischen Glasgow beginnt, hat sich leider nicht viel zum Guten gewendet. Es ist zwar in Paris 2015 ein ambitioniertes Klimaschutzziel vereinbart worden - die Erderwärmung soll unter zwei, möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden - doch der Weg dahin ist nur vage vorgezeichnet worden.

Viele Staaten drücken sich darum, überhaupt konkrete Ziele auszugeben, bis wann sie Klimaneutralität erreicht haben wollen. Von konkreten Maßnahmen, wie dies bewerkstelligt werden soll, und von der Finanzierung dieser wahrhaft gigantischen Veränderung ganz zu schweigen. In Paris hat man noch gefeiert, dass sich die große Mehrheit der Staaten auf ein ambitioniertes Klimaziel hatte einigen können. Vor allem Merkel und der damalige US-Präsident Barack Obama hatten Druck gemacht. Und so waren schließlich auch China und Russland eingeschwenkt.

Doch seit der Weltklima-Konferenz 2015 mussten wir bitter erfahren, dass das Aufstellen schärferer globaler Klimaziele allein keineswegs ausreicht, um wirkliche Veränderungen zu erreichen. Paris ist nahezu folgenlos geblieben. Seitdem wurden wesentlich mehr klimaschädliche Gase in die Atmosphäre ausgestoßen, als das für die angepeilte Begrenzung der Erwärmung der Erde zulässig wäre.

Der kurzzeitige Rückgang des Anstieges von Emissionen in den meisten Industrieländern war der Corona-Pandemie geschuldet und nicht etwa nachhaltiger, wirkungsvoller Klimapolitik. Ob die Konferenz in Glasgow, immerhin mit dem US-Präsidenten Joe Biden, der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel und weiteren Spitzenpolitikern, daran etwas ändern wird, ist zumindest fraglich. Die Chancen, zu mehr Verbindlichkeit, zu größeren Anstrengungen und zu einem ordentlich finanzierten Klimafonds zu kommen, sind da. Aber sie sind nur gering. Bei der größten globalen Herausforderung tritt die Staatengemeinschaft auf der Stelle. Und das ist fatal.

In Deutschland haben sich die drei Ampel-Verhandlungsparteien zwar schöne Überschriften ausgedacht, von Zukunfts- und Klima-Koalition ist die Rede, doch bei Lichte besehen, bleibt bereits das rot-grün-gelbe Sondierungspapier hinter den Anforderungen zurück. Ein kraftvoller Schwenk hin zum klimagerechten Umbau der Industrie, des Verkehrs, bei Bauen und Wohnen ist offenbar auch mit der Ampel nicht zu machen.

Nicht einmal zu der nahezu kostenlosen Maßnahme, dem Tempolimit, hat man sich, wegen des Widerstands der Liberalen, durchringen können. Dabei ist längst eine Mehrheit der Deutschen gegen grenzenloses Rasen auf Autobahnen. Selbst der größte Autofahrerverband ADAC hat seinen Widerstand gegen das seit Jahrzehnten wie eine Monstranz verehrte Tempolimit aufgegeben.

Die Crux am Klimaschutz ist, dass damit zum Teil tiefgreifende Veränderungen verbunden sein werden, die uns alle betreffen. Auch unter Merkel wurde den Menschen weisgemacht, es werde zum Schutz des Klimas keine Einschränkungen, keine Abstriche am Wohlstand geben. Aber das war und ist ein falsches Versprechen. Die Frage ist nicht, dass es Veränderungen geben muss, sondern vielmehr die, wie die Menschen dabei mitgenommen, wie soziale Härten vermieden werden können. Klimaschutz, Energiewende sind nur zu bewerkstelligen, wenn Bürger und Bürgerinnen dabei mitmachen, von ihrem Nutzen überzeugt sind. Nichtstun kommt die Menschheit viel teurer als aktiver Klimaschutz.

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