Ampel darf sich nicht wegducken Die vierte Corona-Welle erfordert rasches Handeln. Dass der Bundestag erst übernächste Woche verschärfte Maßnahmen beschließen will, könnte zu spät sein.
Regensburg (ots)
Es geht offenbar noch schlimmer. Die vierte Corona-Welle schwappt über Deutschland. Und das mutierte Covid-19-Virus grassiert besonders schlimm in einigen Regionen Bayerns. Die Krankenhaus-Ampel springt auf Gelb. Teilweise sind Intensivstationen bereits wieder überfüllt. Markus Söder, der richtigerweise wegen der verschärften Lage nicht bei "Wetten dass" erschienen ist, warnt bereits vor einem drohenden Kampf um Intensivbetten. So, als befände sich das Land in einer Zeitschleife gefangen, scheint es, als würde sich das Jahresende 2020 wiederholen.Nur sind die Infektionszahlen noch höher als im November und Dezember des vergangenen Jahres. Damals blieb, auch weil es noch keine Schutzimpfungen gab, nur das flächendeckende Herunterfahren des öffentlichen Lebens Doch einen weiteren harten Lockdown sollte es jetzt nicht wieder geben. Erstens weil relativ viele, über zwei Drittel, Menschen gegen das Virus geimpft sind. Freilich sind es noch zu wenige, um eine weitere Ausbreitung der tückischen Infektion eindämmen zu können. Die sogenannte Herden-Immunität ist noch nicht erreicht.Und zweitens würden mit einem Lockdown alle jene Menschen gewissermaßen mitbestraft, die sich aus Verantwortung für die eigene und die Gesundheit ihrer Mitmenschen haben impfen lassen. Das Werben und Informieren unter bislang noch nicht Geimpften muss also weitergehen. Die kostenlose Spritze in den Oberarm kann zwar eine Infektion nicht hundertprozentig verhindern, doch sie ist der derzeit beste Schutz gegen einen schweren Verlauf der Infektion. Eine allgemeine Impfpflicht, wie sie vielfach gefordert wird, hilft dagegen nicht wirklich weiter. Wie sollte eine solche Pflicht denn umgesetzt werden, mit Hilfe der Polizei etwa, per gerichtlicher Anordnungen?Anders verhält es sich freilich in besonders sensiblen Bereichen. Mitarbeiter und Besucher etwa von Krankenhäusern, von Alten- und Pflegeheimen, Kitas und Schulen müssten sich einem täglichen verpflichtenden Test unterziehen. Das ist nicht nur im Interesse ihrer eigenen, sondern vor allem auch mit Blick auf die Gesundheit der Patienten, Heiminsassen und Kinder notwendig. Wenn nun jedoch, mitten in der vierten Welle, wieder nach mehr Geld für Pflegekräfte gerufen wird, wie von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, ist das einigermaßen befremdlich. Bund und Länder hätten längst eine angemessene bessere Vergütung regeln können. Tausende Pflegekräfte haben dem aufopferungsvollen Beruf den Rücken gekehrt. Nicht nur weil es zu wenig Geld und Anerkennung dafür gab, sondern auch weil sie einfach über ihre Grenzen gefordert waren. Hier muss wirklich grundlegend Abhilfe geschaffen werden. Wohlklingende Versprechen und Beifall gab es schon genug.Dass die vierte Corona-Welle dramatisch ist und rasches Reagieren erfordert, ist eigentlich allen Verantwortlichen in Bund und Ländern klar. Richtigerweise werden in besonders betroffenen bayerischen Landkreisen die Maßnahmen drastisch verschärft. Doch dass der Bundestag erst übernächste Woche mit der Novellierung des Infektionsschutzgesetzes verschärfte Schutz-Maßnahmen beschließen will, könnte zu spät sein. Das Virus wartet nicht, bis der schwerfällig Politikapparat in die Gänge kommt. Und die künftige Ampel-Regierung darf sich angesichts der sich zuspitzenden Lage nicht wegducken. Sie sollte noch in dieser Woche die Weichen für umfangreichere Schutzmaßnahmen stellen. Die Wiedereinführung kostenloser Bürgertests gehört unbedingt dazu. Dass die Menschen für Antigen-Schnell- und PCR-Tests tief in die Tasche greifen sollten, hat die Impfwilligkeit keineswegs erhöht. Wahrscheinlich wurde die Verbreitung des Virus durch Impf- und Testverweigerer sogar noch beschleunigt.
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