Auf verlorenem Posten
Kommentar zu: Kritik an TV-Duell von CDU-Mann mit Höcke
Düsseldorf (ots)
Von Lothar Leuschen
Wie man's macht, macht man's falsch, sagt der Volksmund. So betrachtet ist es also egal, ob sich Mario Voigt mit Björn Höcke zum Fernsehduell trifft. Aber noch ehe auch nur eine Sekunde gesendet worden ist, schlägt dem Thüringer CDU-Mann Kritik entgegen. Die kommt, wer hätte es gedacht, von links und von ganz links der politischen Mitte. Und das nicht nur, aber auch, weil das Fernsehduell ausgerechnet auf den 11. April terminiert ist, den Tag, an dem das Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1945 befreit worden ist. Jetzt ist die Aufregung doppelt groß. Einerseits werte Voigt den rechtsextremen Höcke dadurch auf, dass er sich als erwiesener Demokrat mit einem mindestens mutmaßlichen Nazi vor Publikum verbal duelliert. Und andererseits gebe der CDU-Mann dem AfD-Propagandisten auch noch die Gelegenheit, seine schwer verdaulichen Positionen an einem geschichtsträchtigen Tag zu verbreiten. Das alles klingt nach einer sehr schlechten Idee des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag des Freistaates Thüringen.
Und es ist eine schlechte Idee. Aber sie ist nicht schlecht, weil sich ein ausgewiesener Demokrat traut, einen ausgewiesenen Extremisten zur Debatte herauszufordern. Es ist auch keine schlechte Idee, weil das Datum des Duelles ein geschichtsträchtiges ist. Es ist eine schlechte Idee, weil Voigt noch so Gutes im Schilde führen und dafür noch so gute Argumente haben kann und das Duell dennoch verlieren wird. Er verliert es, weil er gar nicht gewinnen kann. Ein Erfolg des Christdemokraten wäre nämlich nur, wenn es ihm gelänge, den vollständig geschichtsvergessenen Geschichtslehrer aus Lünen (Westfalen) so zu entzaubern, dass auch dessen Anhänger merken, dass der studierte Kaiser intellektuell splitterfasernackt ist. Die Menschen, die ohnehin auf der Seite von Humanismus und Grundgesetz stehen, wissen das. Viele Anhänger Höckes wissen das anscheinend nicht. Daran haben in der Vergangenheit hochdekorierte Historiker ebenso wenig ändern können wie ausgewiesene Wirtschaftsexperten und anerkannte Statistiker. Deshalb spricht alles dafür, dass auch Mario Voigt an dieser Aufgabe scheitern wird. Leider.
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