Daniel Goeudevert im Exklusiv-Interview mit AKTIEN&CO.: "Wir brauchen keine Kostenkiller, sondern mehr weibliche Tugenden in allen Führungsebenen"
München (ots)
Ex-Manager Daniel Goeudevert galt schon während seiner Zeit als Vorstand in der Automobilbranche als Querdenker. Der studierte Philosoph, der sich heute hauptsächlich um den Aufbau einer privaten Managerschule kümmert, sprach im Exklusiv-Interview mit AKTIEN&CO., dem wöchentlichen Anlegermagazin (www.aktienundco.net) über die aktuelle Entwicklung der Marktwirtschaft und die daraus resultierenden Probleme.
So ist Goeudevert der Meinung, "dass die Entwicklung der Finanzmärkte in den letzten zehn Jahren Blüten treibt, die sich langfristig zur Gefahr für den Kapitalismus entwickeln können. Die alleinige Bewertung von Unternehmen anhand ihrer Marktkapitalisierung zwingt die Führung immer wieder, diesen Wert auf Kosten von Arbeitsplätzen zu steigern". Gewinnstreben sei grundsätzlich nichts Unanständiges, so Goeudevert weiter, aber: "Schädlich ist allerdings die Vergötzung des Profits und seine Erhebung zum allein selig Machenden."
Goeudevert fordert außerdem einen "moralischen Umgang mit den Ressourcen Mensch, Umwelt und Information. Seit dem 11. September wird nahezu jeder abgebaute Arbeitsplatz als Folge der Terroranschläge begründet. Jeder Bürger weiß, dass das nicht stimmt und empfindet diese Begründung als zynisch und unmoralisch. Unternehmer, die in dieser Weise mit ihren Mitarbeitern, der Öffentlichkeit und ihren Kunden umgehen, setzen ihren Ruf aufs Spiel".
Auf die Frage, wie sich das Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Politik erklärt, antwortet der 61-Jährige: "Auf der einen Seite ist der Druck der Wirtschaft auf die Politik groß, auf der anderen Seite haben die Politiker von heute den Drang, Geschichte schreiben zu wollen. Daher suchen sie nach Betätigungsfeldern, die außerhalb des Einflusses der Wirtschaft stehen. Die Beteiligung an Kampfeinsätzen gegen die Taliban ist ein gutes Beispiel dafür. Besser wäre es allerdings, wenn die Politik sich darum bemühen würde, Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Balance zwischen der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft herstellen."
Kritisch geht Goeudevert auch mit dem Führungsstil vieler Manager ins Gericht: "Wir brauchen keine Kostenkiller, sondern Menschen mit Kreativität und Phantasie, die Visionen entwickeln können. Eine berühmte Schriftstellerin sagte einmal: 'Frauen biegen, Männer brechen.' Die Zeit des Brechens ist jedoch vorbei. Es wäre daher wünschenswert, dass mehr Frauen oder zumindest weibliche Tugenden in allen Führungsebenen Einzug hielten."
Nach seiner Meinung liegt die Lösung vieler gesellschaftlicher Probleme auf der Hand: "Der wichtigste Schritt liegt hier in der Bildung. Wir müssen ein Schul- und Ausbildungssystem schaffen, das Visionen und Orientierungen für die Gesellschaft vermittelt. Der wichtigste Bestandteil ist dabei nicht das sture Erlernen von Wissen, sondern die Vermittlung von Kultur und humanistischen Gedanken, um das Verständnis für andere Menschen und Völker zu fördern (...) Wissen ohne Gewissen ist leider nur die halbe Miete."
Das komplette Interview erscheint in der neuen Ausgabe von AKTIEN&CO., ab 22. November 2001 im Handel.
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