Gen-Mais "Windsor" kommt auf deutsche Äcker
Ökologische Gefahren völlig ungeklärt
Hamburg (ots)
Greenpeace verurteilt die Entscheidung des Bundeslandwirtschaftsministeriums, den Anbau von genmanipuliertem Bt-Mais der Firma Novartis in Deutschland uneingeschränkt zuzulassen. Das Ministerium bestätigte gegenüber Greenpeace, dass keine Bedenken gegen die Zulassung des so genannten Bt-Maises bestünden. Damit darf der Mais mit dem Sortennamen "Windsor", der mit einem Gift gegen Insekten ausgestattet ist, in diesem Jahr bundesweit erstmalig in uneingeschränkter Menge angebaut und anschließend als Tierfutter und Nahrungsmittel verkauft werden.
"Die Umweltauswirkungen des Gen-Maises sind nur völlig unzureichend untersucht worden", sagt Dr. Christoph Then, Gentechnik-Experte bei Greenpeace. Das Gift, das in den Mais-Pflanzen gebildet wird, schädigt nicht nur die Larven des Maiszünslers, sondern auch nützliche Insekten wie die natürlichen Feinde dieser Fraßschädlinge. Zudem gefährdet es die Raupen geschützter Schmetterlinge. Das Insektengift wird über die Wurzeln an den Boden abgegeben, wo es sich an Tonpartikel bindet und anreichert. Dadurch werden Bodeninsekten gefährdet, die für die Fruchtbarkeit der Äcker sehr wichtig sind.
Der kommerzielle Anbau der genmanipulierten Mais-Pflanze ist in vielen Ländern der EU nach wie vor nicht zugelassen, wie z.B. in England, Luxemburg, Österreich, Frankreich, Portugal und Griechenland. Auch im Heimatland von Novartis, der Schweiz, ist der Anbau nicht genehmigt. Lediglich in Spanien ist zu erwarten, dass der Mais auf einigen tausend Hektar angebaut wird. "Es ist ein Skandal, dass das Landwirtschaftsministerium die Genehmigung dieser Pflanzen nicht verhindert hat", so Dr. Then.
Auch die Erwartungen, dass beim Anbau dieser Pflanzen weniger Pestizide gespritzt werden müssen, sind nach Ansicht von Greenpeace nicht stichhaltig. Dies belegen Erhebungen aus in den USA. Im Gegenteil: Viele Experten befürchten, dass sich die Schädlinge rasch an das Gift anpassen werden und dann insgesamt mehr gespritzt werden muss.
Greenpeace geht aber davon aus, dass die deutschen Landwirte dieses Jahr auf den Anbau der Pflanzen weitgehend verzichten werden, da die Ernte aus den genmanipulierten Pflanzen nicht verkauft werden kann. Dr. Christoph Then: "Die Landwirte, die für den Lebensmittelmarkt produzieren, wissen, dass sie unverkäufliche Ware anbauen würden. Aber auch viele Aufkäufer der Futtermittelindustrie wie Raiffeisen müssen dieses Jahr besonders darauf achten, dass ihnen die Ernte nicht einfach untergemischt wird, wenn sie Ärger mit ihren Kunden vermeiden wollen." In den USA wird aufgrund der Verbraucherproteste in diesem Jahr bereits 22 % weniger Gen-Mais angebaut als 1999.
Achtung Redaktionen: Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Christoph Then, Gentechnik-Experte bei Greenpeace, Tel. 0171-8780-844 oder an Carmen Ulmen, Pressesprecherin, Tel. 0171-8780-840. Internet: www.greenpeace.de
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