PreussenElektra spielt russisches Roulette
Trotz Sellafield-Skandal: Konzern plant Atomgeschäfte mit Russland
Hamburg (ots)
Greenpeace verurteilt die jetzt bekannt gewordenen Pläne von PreussenElektra, in den Atomkraftwerken Unterweser und Brokdorf künftig Brennelemente aus russischen Atomanlagen einzusetzen. Der Energiekonzern setzt damit trotz des noch nicht aufgeklärten Skandals um gefälschte Sicherheits-Papiere für Brennelemente aus England erneut auf Zulieferer, deren Anlagen bekannt sind für ein hohes Sicherheitsrisiko.
"Sicherheit spielt für Preussen Elektra offenbar keine Rolle", sagt Susanne Ochse, Energieexpertin bei Greenpeace. "Erst setzten sie über Monate wissentlich Brennelemente aus Sellafield ein, deren Sicherheitspapiere gefälscht sind. Jetzt wollen sie Brennstoff aus Russland verwenden, dessen Atomanlagen den niedrigsten Sicherheitsstandard in ganz Europa haben. Während sich die Atommanager in Deutschland gerne als Saubermänner geben, wickeln sie im Ausland schmutzige Geschäfte ab."
PreussenElektra hat die Verträge über Brennstofflieferungen aus Russland bereits 1998 abgeschlossen, wie die Fachzeitschrift Nuclear Fuel berichtet. Der Atombrennstoff stammt aus alten russischen Atomsprengköpfen, deren Uran mit verunreinigtem Uran aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague vermischt werden soll. Das russische Atomministerium "Minatom" liefert das Waffenuran an die Firma MSZ Elektrostal bei Moskau, die die Brennelemente herstellt. MSZ Elektrostal geriet 1994 in heftige Kritik, als unter anderem drei Kilogramm hochangereichertes Waffenuran aus der Anlage einfach verschwanden. Die russischen Brennelemente sollen noch dieses Jahr in das AKW Unterweser geliefert werden.
Susanne Ochse: "Uran aus russischen Atombomben darf nicht in deutschen Reaktoren landen. Dieses Material muss für immer unschädlich gemacht werden." Stattdessen sollte das hochangereicherte Waffenuran verdünnt werden, bis es nicht mehr bombenfähig ist.
Zurzeit kontrolliert ausgerechnet der TÜV Nord im Auftrag der Landesregierungen von Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Herstellung der russischen Brennelemente. Der TÜV hatte bei der Kontrolle der Brennstoff-Herstellung im englischen Sellafield auf ganzer Linie versagt und grünes Licht für die Brennelemente mit gefälschten Sicherheitspapieren gegeben.
"Seit Monaten wusste PreussenElektra, das im AKW Unterweser Brennelemente mit gefälschten Sicherheitspapieren im Einsatz waren, wie jetzt auch der Zulieferer BNFL in Sellafield bestätigt. Schon 1998 bestellt der Stromkonzern Brennstoff-Lieferungen bei der maroden russischen Atomindustrie. Das alles zeigt, wie skrupellos PreussenElektra seine Geschäfte abwickelt und dabei auf Sicherheit pfeift. PreussenElektra muss sowohl seine Verträge mit der russischen Atomindustrie als auch alle Verträge mit der Skandal-Anlage von Sellafield kündigen."
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