Bayernwerke planen Stromimporte aus russischen Atomanlagen
Greenpeace-Aktion an Konzernzentrale in München
München - Aus Protest gegen die Pläne der Bayernwerke, Strom aus Russland zu importieren, hat Greenpeace heute morgen vom Dach der Münchner Zentrale ein 100 Quadratmeter großes Transparent entrollt mit der Aufschrift: "Billigstrom vom Bayernwerk - Russisches Roulett auf Kosten der Sicherheit - Kein Atomstrom aus Osteuropa". 25 Aktivisten haben vor dem Gebäude eine Atomkraftwerks-Attrappe aufgebaut und sich mit mehreren Atommüllfässern in die Einfahrt der Konzernzentrale gestellt. Greenpeace fordert mit der Aktion die Bayernwerke auf, alle Projekte für Stromimporte aus Osteuropa umgehend zu stoppen.
"Wir steigen in Deutschland nicht aus der Atomenergie aus, damit die Energiekonzerne Atomstrom aus Osteuropa importieren und hier billig verhökern", sagt Veit Bürger, Energieexperte bei Greenpeace. "Fast alle Atomkraftwerke Osteuropas sind in einem kritischen Zustand. Die Bayernwerke handeln verantwortungslos, wenn sie die veralteten und unsicheren Atomanlagen am Laufen halten."
1999 unterzeichneten die Bayernwerke und der russische Stromnetz-Betreiber RAO EES Rossij einen Vorvertrag über den Stromimport aus Russland. Ab 2001 soll Russland Strom in Höhe von 1200 Megawatt liefern, was der Leistung eines Atomkraftwerks entspricht. Der Anreiz für solche Stromimporte ist klar: Die Bayernwerke erhalten Strom zu dem konkurrenzlos niedrigen Preis von 1 bis 3 Pfennig pro Kilowattstunde (Pf/kWh). Die Erzeugungskosten in ihren eigenen Atomkraftwerken liegen mit 6 und 13 Pf/kWh rund viermal so hoch.
In Russland sind heute insgesamt 29 Atomreaktoren in Betrieb. Davon sind elf wie der Katastrophenreaktor Tschernobyl vom Typ RBMK. Noch 1996 hatte das Bayernwerk in einem Brief an Greenpeace mitgeteilt: "Ein Strombezug aus sicherheitstechnisch problematischen Kraftwerken findet seitens des Bayernwerks nicht statt." Jetzt versucht sich das Bayernwerk aus der Verantwortung zu stehlen und argumentiert, es habe keine Einfluss auf die Strombeschaffung des russischen Partners. Das Bayernwerk könne daher nicht ausschließen, dass in Zukunft auch russischer Atomstrom nach Deutschland fließe.
Aus Tschechien importieren die Bayernwerke bereits Atomstrom zu Dumpingpreisen. Sie zahlen rund 3,1 Pf/kWh an den tschechischen Stromkonzern CEZ. Dabei kostet die Erzeugung in den tschechischen Kraftwerken mit durchschnittlich 4,1 Pf/kWh ein Drittel mehr. CEZ erklärt den Billigpreis damit, dass das Bayernwerk den Exportstrom direkt aus dem Atomkraftwerk Dukovany erhalte. 76 Störfälle ereigneten sich in dem Risikomeiler allein im Jahr 1996. Selbst die atomfreundliche Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erkennt schwere Sicherheitsdefizite in Dukovany.
Veit Bürger: "Der freie Strommarkt drückt den Preis und der Preisdruck geht auf die Sicherheit der Atomanlagen. Wer aus diesem Teufelskreis ausbrechen will, muss zu einem umweltfreundlichen Stromanbieter wechseln."
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