Greenpeace Camp in Westsibirien: schon 10 Tonnen Öl geborgen
Studie über Ölverseuchung gestartet
Ex-Umweltberater Jelzins: Ölunfälle sind Normalfall
Nizhnevartovsk (ots)
Seit nunmehr drei Tagen bekämpfen Greenpeace-Aktivisten einen Ölpipeline-Unfall im westsibirischen Samotlor-Ölfeld. Die rund 30 Aktivisten aus sieben Ländern, darunter auch sechs Deutsche, haben seit Freitag mehr als 10 Tonnen Erdöl aus einem Öl-See abgeborgen und in Spezialbehältern gesammelt. Begleitend zu den Öl-Bergungsarbeiten beginnt heute die niederländische Umweltberatungsfirma Iwaco im Auftrag von Greenpeace mit umfangreichen Untersuchungen für ein Gutachten über die fortwährende Ölkatastrophe in dieser sibirischen Region.
Das Gutachten soll genauere Erkenntnisse über das Ausmaß der Ölverschmutzung und deren Auswirkung auf Menschen und Umwelt in Westsibirien liefern. Iwaco wird Trinkwasser, Wasser aus Flüssen und Seen sowie Fische und andere Nahrungsmittel beproben und auf Ölgehalt untersuchen. Zusätzlich werden Satellitenaufnahmen ausgewertet, um großflächige Auswirkungen der Ölpest abzuschätzen.
"Was in Russland bisher fehlt, ist eine systematische Erfassung der Umweltprobleme in den Ölgebieten. Diese ist aber dringend notwendig, um Prioritäten bei der Bekämpfung der Ölprobleme zu setzen. Mit dem bequemen Unwissen auf russischer und westlicher Seite ist nach diesem Umweltgutachten Schluss", sagt Christian Bussau, Ölexperte bei Greenpeace. "Wir werden alle Ergebnisse westlichen Ölkonzernen wie TotalFinaElf und ihrer Tochter Elf Oil Deutschland sowie russischen Ölfirmen zur Verfügung stellen", so Bussau weiter.
Professor Alexej Jablokov, Präsident des Zentrums für russische Umweltpolitik und ehemaliger Umweltberater des früheren Präsidenten Boris Jelzin, sagte dazu in einem bisher unveröffentlichten Fernsehinterview am 31. Juli: "Es gab und gibt kolossale Lecks. Beispielsweise 1994 in Komi, als über 200.000 Tonnen Öl aus den Pipelinelecks geflossen ist. Damals sprach man von einer ökologischen Katastrophe. Heute passieren bei uns solche Dinge mehrmals jährlich. Aber das wird verschwiegen."
Jedes Jahr laufen rund fünf Prozent des in Russland geförderten Öls durch kaputte Pipelines aus - das sind etwa 15 Millionen Tonnen jährlich. Jablokov: "Natürlich steht der Westen in besonderer Verantwortung." Russland ist mit 30 Millionen Tonnen Erdöl jährlich der weitaus wichtigste Öllieferant für die deutsche Erdölindustrie. Der größte Importeur russischen Erdöls nach Deutschland ist der französische Ölmulti TotalFinaElf. Dessen deutsche Tochter Elf ist alleinige Eigentümerin der MIDER-Raffinerie in Leuna, die Töchter Elf und Total sind Mitglieder des Betreiberkonsortiums der PCK-Raffinerie in Schwedt. Beider Raffinerien verarbeiten fast ausschließlich russisches Erdöl. Bussau: "TotalFinaElf muss endlich seiner Mitverantwortung nachkommen und hier bei der Reparatur der Pipelines mit anpacken."
Achtung Redaktionen: Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Jan Rispens, Öl-Experte bei Greenpeace, Tel. 040-30618-326, oder Pressesprecherin Carmen Ulmen, Tel. 040-30618-345.
Interviews mit dem Öl-Experten Christian Bussau im Greenpeace-Camp können wir vermitteln. Beta-Material ist über die internationalen Fernseh-Agenturen verfügbar. Fotos und Karten unter: 040-30618-376. Internet: www.greenpeace.de/oilcamp
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