TBT auch in Luftmatratzen und Schwimmflügeln
Hormongift außer Kontrolle - Bundesregierung muss handeln
Hamburg (ots)
Die Kette der Skandale um das Hormongift TBT reißt nicht ab. Untersuchungen von Greenpeace ergaben, dass acht in Deutschland erhältliche aufblasbare Badeartikel aus Weich-PVC die giftigen Organozinnverbindungen TBT (Tributylzinn) und DBT (Dibutylzinn) enthalten. Die untersuchten Schwimmflügel, Wasserbälle und Luftmatratzen enthielten Konzentrationen von 0,9 bis 26,2 Mikrogramm TBT pro Kilogramm sowie bis zu 1470 Mikrogramm DBT. TBT wurde in diesem Jahr durch Greenpeace und andere Institutionen bereits in Fußballtrikots, T-Shirts, Gartenschläuchen, Sportschuhen, Innenraumfarben, Fußsprays, PVC-Bodenbelägen und Babywindeln nachgewiesen. In zahlreichen PVC-Artikeln werden die Organozinnverbindungen in hohen Konzentrationen als Stabilisatoren eingesetzt.
Zwar sind bei diesen Konzentrationen unmittelbare Gesundheitsschäden eher unwahrscheinlich, langfristige Schäden für die Gesundheit sind jedoch nicht auszuschließen. TBT kann beim Menschen zu Schäden des Immun- und Hormonsystems führen. Die Giftstoffe können aus den Badeartikeln austreten und über die Haut vom Menschen aufgenommen werden. DBT, mit dem die Badeartikel besonders hoch belastet sind, wird beim Menschen als ähnlich giftig wie TBT eingestuft.
"Das Chemiegift TBT ist außer Kontrolle," sagt Manfred Krautter, Chemieexperte bei Greenpeace. "Wir gehen davon aus, dass es in Tausenden Produkten enthalten ist. Grundsätzlich gehört TBT nicht in Alltagsgegenstände. Die Chemieindustrie will auf diese Gifte nicht freiwillig verzichten. Sie wird erst reagieren, wenn die Bundesregierung TBT und andere Organozinnverbindungen vollständig verbietet."
Alternativen zu TBT sind längst verfügbar. Der Skandal um TBT belastete Windeln hat gezeigt, wie schnell sich die Industrie umstellen kann: Greenpeace hatte im Mai diesen Jahres TBT in Babywindeln verschiedener Marken gefunden und die Ergebnisse veröffentlicht. Vier Wochen später ergaben neue Untersuchungen, dass mit einer Ausnahme alle Produkte der gleichen Marke das Hormongift nicht mehr enthielten.
TBT ist laut der Weltgesundheitsorganisation einer der giftigsten Stoffe, den der Mensch heute bewusst in die Umwelt freisetzt. Im März hatte Bundesumweltminister Trittin ein zügiges nationales Verbot von TBT angekündigt. Geschehen ist bisher nichts. Wirtschaftsminister Werner Müller sperrt sich gegen ein nationales Verbot in dem er ausgerechnet für Schiffsanstriche, für die 90 Prozent der gesamten TBT-Produktion verwendet werden, eine Ausnahmeregelung will. Greenpeace fordert ein sofortiges Verbot von TBT und anderen Organozinnverbindungen in Deutschland und der EU. Darüber hinaus muss ein globales Verbot von TBT in Schiffsfarben im Rahmen der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) zum 1.Januar 2003 erlassen werden.
Achtung Redaktionen: Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Manfred Krautter, Tel: 040-30618 358 oder 0171- 8780 810 oder Pressesprecherin Svenja Koch, Tel: 040-30618 345. Internet: www.greenpeace.de
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