Greenpeace: Brüssel verheimlicht brisante Gentechnik-Studie / Gen-Pflanzen könnten Landwirtschaft in Europa massiv gefährden
Brüssel/Hamburg (ots)
Die herkömmliche Landwirtschaft würde durch den Anbau genmanipulierter Pflanzen massiv gefährdet, die Kosten für konventionelle Bauern und Öko-Landwirte erheblich steigen. Das ist das alarmierende Ergebnis einer geheim gehaltenen Studie für die EU-Kommission, die Greenpeace vorliegt. Zwar sind die Äcker in Europa derzeit weitgehend gentechnikfrei. Auch in Lebensmitteln lassen sich Gen-Mais oder Gen-Soja kaum finden. Brisanz erhält die Studie durch den vehementen Versuch der Industrie, den Anbau neuer Gen-Pflanzen in Europa durchzusetzen.
Wenn Gen-Pflanzen der Studie zufolge nur etwa 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche bedecken und sich von dort ausbreiten würden, ließe sich Saatgut nicht mehr sauber halten. Um die Verseuchung mit Gen-Pollen zu vermeiden, würden den Landwirten zusätzliche Kosten von bis zu 40 Prozent entstehen. Kleinere Betriebe wären von den Kosten für die aufwändigen Maßnahmen besonders getroffen. Ökologischer Landbau wäre nur noch mit großen Einschränkungen möglich. Für den Verbraucher hieße dies, dass er nur noch schwer Lebensmittel ohne genmanipulierte Bestandteile finden würde.
"Die Industrie lügt. Sie tut so, als wollte sie uns Verbrauchern auch in Zukunft die Wahl lassen zwischen Gen-Food und richtigen Lebensmitteln", sagt Christoph Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Sie will uns die Gefahren der Gentechnik aufzwingen. Die Kosten werden denjenigen aufgebürdet, die gentechnikfrei wirtschaften wollen. Die EU darf dem Druck der Gen-Konzerne nicht nachgeben und es dürfen keine Gen-Pflanzen auf den Acker kommen."
Die Studie des "Institute for Prospective Technological Studies" des "EU Joint Research Centre" wurde im Januar abgeschlossen. Sie stützt sich im wesentlichen auf Computermodelle und untersucht die Folgen für den Anbau von Raps, Mais und Kartoffeln. Untersucht wird u.a. wie die normale Produktion parallel zum Anbau von Gen-Saaten aufrecht zu erhalten sei.
Der Konflikt um die Zukunft der Gentechnik auf den europäischen Äckern spitzt sich in diesen Wochen zu: Die Industrie fordert von der EU Gesetze, nach denen Saatgut nicht gekennzeichnet werden muss, wenn es mit Gentechnik verunreinigt ist. Obwohl die Mehrheit der Verbraucher in Europa Gentechnik in Lebensmitteln ablehnt, scheint die EU-Kommission diesen Forderungen nachkommen zu wollen. Mehrfach forderte sie die Mitgliedsstaaten auf, den derzeitigen Zulassungsstopp für Gen-Pflanzen aufzuheben. "Jetzt muss auch Ministerin Künast einschreiten. Deutschland darf diesen verbraucherfeindlichen Plänen nicht zustimmen", fordert Then. "Der Einzelne entscheidet darüber, was auf seinen Teller kommt, nicht die Gentechnik-Konzerne."
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Dr. Christoph Then, Tel. 0171-8780 832, und Pressesprecher Michael Hopf, Tel. 0171-8780 835 od. 040-30618-345.
Hier erhalten Sie auch Informationen zu Foto- und Beta SP-Material von Gentechnik-Aktionen und können die Zusammenfassung der Studie anfordern (engl., 15 Seiten). Internet: www.greenpeace.de
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