Feinstaub: Kabinett entscheidet über Menschenleben
Greenpeace
fordert Rußfilter für alle Dieselautos innerhalb von drei Jahren
Berlin (ots)
Mit einer Pferdekutsche, die einen schwarzen Holzsarg transportiert, fährt Greenpeace heute durch das Berliner Regierungsviertel und überbringt den Kabinettsmitgliedern einen Eilbrief. Die Aktivisten fordern darin die Bundesminister einzeln auf, sich auf ihrer Kabinettssitzung zu Feinstaub-Emissionen am Mittwoch, auf verpflichtende Rußfilter für alle Dieselfahrzeuge innerhalb von drei Jahren zu einigen. Dadurch können die Minister Tausende von Menschenleben retten.
Die Untätigkeit von Politik und Autoindustrie hat schon Zehntausende Tote durch Dieselkrebs, Herzprobleme und Erkrankungen der Atemwege gefordert, kommentiert Günter Hubmann, Diesel-Experte von Greenpeace, die Bedeutung der Kabinettsentscheidung. Wenn die Mitglieder des Kabinetts morgen richtig und verantwortungsbewusst entscheiden, können sie Tausenden Menschen das Leben verlängern.
Greenpeace fordert, den Grenzwert von maximal fünf Milligramm Ruß nicht nur für Neuwagen, sondern auch für Gebrauchtwagen vorzuschreiben. Die Nachrüstung von Rußfiltern muss steuerlich mit 1.000 Euro gefördert werden. Innerhalb von drei Jahren sollten alle Dieselautos mit einem Rußfilter nachgerüstet sein. Die Technik dazu steht seit langem bereit: Greenpeace selbst hatte bereits 2001 einen Mercedes C220 nachgerüstet und damit über 99 Prozent der Partikel filtern können.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben in Deutschland jährlich 65.000 Menschen vorzeitig infolge zu hoher Feinstaubbelastung. Jeder Bundesbürger verliert durch das Einatmen giftiger Feinstpartikel durchschnittlich 10,2 Monate seiner Lebenszeit. Damit sterben die Deutschen schneller an den Folgeerkrankungen wie Kreislauf- und Herzversagen oder Lungenkrebs als andere EU-Bürger (8,6 Monate). Allein durch Einhaltung der EU-Feinstaub-Richtlinie könnten laut WHO jährlich 17.000 vorzeitige Todesfälle in Deutschland vermieden werden. Die EU-Grenzwerte sind jedoch in absehbarer Zeit nur einhaltbar, indem die Ruß-Emissionen aus alten Dieselfahrzeugen verringert werden.
Nicht oft hat das Kabinett die Chance, so konkret Hilfe für Leben und Gesundheit zu leisten, von dem finanziellen Gewinn durch verminderte Sterblichkeit von 19 bis 40 Milliarden Euro ganz zu schweigen, sagt Günter Hubmann. Aber umgekehrt müssen sich die Damen und Herren Minister auch klarmachen, dass sie für Hunderttausende verlorene Lebensjahre und Tausende vorzeitige Todesfälle unmittelbar verantwortlich sind, sollten sie wieder der Autoindustrie-Lobby mehr Gehör schenken als den Bürgern der belasteten Innenstädte.
Achtung Redaktionen: Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Günter Hubmann vor Ort, mobil unter Tel. 0179 5331 415, oder Pressesprecherin Cornelia Deppe-Burghardt, Tel. 040 30618 342. Fotos erhalten Sie unter Tel. 040 30618 376. Internet: www.greenpeace.de
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