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Ölausbeutung in Sachalin bedroht Grauwale
Greenpeace fordert Ölmulti Shell zur Umkehr auf - EBRD berät über ersten Kredit

Hamburg, 20. 5. 2005 - Greenpeace fordert den
Shell-Konzern auf, seine Pläne für die Ölausbeutung vor der
russischen Insel Sachalin im Nordpazifik zu stoppen. Das weltweit
teuerste Öl- und Gasförderprojekt "Sachalin II" bedroht das Überleben
der letzten hundert Westpazifischen Grauwale, die ihre Nahrung an der
flachen Küste Sachalins finden. Am Wochenende berät die Europäische
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) auf ihrer Jahrestagung
in Belgrad über einen Kredit für das umstrittene Projekt. Da sie als
erste Bank die Pläne prüft, ist ihre Entscheidung ein wichtiges
Signal für weitere Kreditgeber. Greenpeace wirft dem von Shell
geführten Konsortium vor, die Folgen der Ölförderung vor Sachalin zu
verharmlosen. Die Meeressäuger sind durch den Lärm der Ölbohrungen
und Sprengungen bereits stark beeinträchtigt.
"Auch zehn Jahre nach dem Debakel um die geplante Versenkung der
Ölverladeplattform Brent Spar hat Shell nicht viel gelernt", sagt
Greenpeace-Ölexperte Karsten Smid. "Zwar behauptet die
Konzernführung, sie habe durch die Greenpeace-Kampagne ihre damalige
Arroganz gegenüber Umweltbelangen inzwischen aufgegeben. Aber
tatsächlich ist der Schutz der Meere und Wale für sie immer noch
lästige Nebensache." In Hochglanzbroschüren präsentiert Shell einen
Grauwal vor Sachalin in friedlicher Nachbarschaft zu den Ölprojekten.
Der Konzern leugnet, dass die Ölausbeutung die Wale in irgendeiner
Form beeinträchtigen könnten, obwohl wissenschaftliche Studien dies
nahelegen, die das Konsortium selbst in Auftrag gegeben hat.
Im Februar 2005 kamen die unabhängigen Walforscher der
Weltnaturschutzunion IUCN erneut zu dem alarmierenden Ergebnis, dass
Lärm und Ölverschmutzung die Meeressäuger gefährdet. Die Tiere kommen
nicht zur Ruhe und magern ab. Zudem werden die Grauwale bei der
Fortpflanzung gestört. Die Westpazifischen Grauwale gehören zu den am
stärksten bedrohten Walbeständen der Weltmeere. Unter den
verbliebenen hundert Tieren leben nur noch 23 fortpflanzungsfähige
Weibchen. Die bis zu 14 Meter langen und 35 Tonnen schweren Wale
nutzen in den Sommermonaten die Piltun-Bucht von Sachalin für ihre
Nahrungssuche.
Trotz internationaler Kritik an dem Sachalin-Projekt hat das
Konsortium unter Shell nur kosmetische Änderungen vorgenommen. So
wurde der ursprüngliche Verlauf einer Pipeline um einige Kilometer
geändert, um den Nahrungsraum der Wale nicht zu beeinträchtigen.
Das Ölkonsortium "Sakhalin Energy Investment Company" will in den
nächsten Jahren mindestens 12 Milliarden Dollar in "Sakhalin II"
investieren. Seinen Firmensitz hat es in der Steueroase Bermudas. "Da
geht es um ungestörten Profit", erklärt Smid, "denn dort sind die
Ölfirmen auch vor Verfolgung sicherer, falls sie zur Verantwortung
für Umweltschäden gezogen werden."
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an
Karsten Smid, Tel. 040-30618-388 oder 0171-8780-821,
und Pressesprecherin Ortrun Albert,Tel. 0171-8781-184.
Internet: www.greenpeace.de
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