Webradio auf dem Vormarsch: news aktuell im Gespräch mit Thorsten Kirmes, Experte für Internetradio und Partner der dpa-Tochter
Hamburg (ots)
Das Internet nimmt zunehmend Einfluss auf die klassischen Medien - eine Entwicklung, die auch vor dem Hörfunk nicht haltmacht. Radiohörer empfangen ihre Programme heute nicht mehr allein über Antenne oder Kabel, sondern immer öfter als Webstream. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2008 haben schon im letzten Jahr fast 10 Millionen Deutsche Webradio gehört. Für 2010 werden fast 14 Millionen Hörer prognostiziert. Was genau macht Webradio aus? Warum sind diese Sender für PR-Schaffende so interessant und wohin geht die Reise? news aktuell sprach mit Thorsten Kirmes, Webradio-Experte und Geschäftsführer der Audioagentur Radio Relations in Hamburg. Radio Relations ist Partner der dpa-Tochter news aktuell bei der Verbreitung von Audio-PR.
news aktuell: Herr Kirmes, in drei Sätzen: Was genau ist Webradio?
Kirmes: Web- oder Internetradios sind Sender, die ihre Programme als komprimierten Datenfluss über das Netz verbreiten. Jeder Hörer "abonniert" diesen so genannten Webstream entweder stationär am Rechner oder mobil über Handy. Voraussetzung zum Runterladen ist ein Gerät mit ausreichend schneller Internetverbindung.
news aktuell: Wie viele deutschsprachige Radiosender gibt es momentan und auf welche Sender konzentrieren Sie sich bei Radio Relations?
Kirmes: Die genaue Anzahl lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, sie ändert sich fortwährend. Schätzungen gehen derzeit von maximal 2.000 bis 2.500 Stationen aus. Radio Relations betreut mit rund 1.500 Sendern derzeit alle relevanten deutschen Internetradiosender, die online zu empfangen sind.
news aktuell: Worin unterscheidet sich Internetradio im Vergleich zum herkömmlichen Ultrakurzwellen-Rundfunk, kurz UKW?
Kirmes: Die Masse der deutschen Internetradios wird privat, ehrenamtlich und nicht-kommerziell betrieben. Es finden sich sehr kleine, durch besondere Eigenschaften definierte Zielgruppen, die mit einem affinen Programm bedient werden. So produziert der Webradiosender 90elf beispielsweise das erste deutsche Fußballradioprogramm. Die positive Folge ist eine sehr viel intensivere Hörerbindung zu Websendern als beim UKW Funk. Unterstützt wird das noch dadurch, dass der Hörer an jedem Ort "seinen" Sender hören kann - vorausgesetzt eine Internetverbindung steht zur Verfügung.
news aktuell: Gibt es dort überhaupt Wortanteile? Wie sind Ihre Erfahrungen?
Kirmes: Ob Wortbeiträge im Programm gesendet werden, hängt in erster Linie vom Format des Senders bzw. sogar des jeweiligen Spartenkanals ab. Bei bestimmten Stationen schließt sich dies von vornherein aus. Der Wortanteil erhöht sich jedoch nach unserer Erfahrung mit zunehmender Größe eines Senders. Die Redakteure und Moderatoren werden dann häufiger aktiv, greifen auf bereitgestelltes Material zurück oder produzieren eigene Inhalte. Kleinere Stationen bevorzugen gewöhnlich fertig produziertes Material, das sie problemlos in das Sendeprogramm integrieren können.
news aktuell: Was macht diese Zielgruppe gerade für PR-Schaffende interessant?
Kirmes: Radio wird leider häufig von PR- und Marketing-Entscheidern vernachlässigt. Dabei handelt es sich in Deutschland nach wie vor um den bedeutendsten Tagesbegleiter. Mit dem Webradio kommt ein viel versprechender und noch weitgehend unerschlossener Bereich hinzu. Bedingt durch die - im Vergleich zum terrestrischen Hörfunk - sehr große Sendervielfalt, lassen sich hier Zielgruppen direkt und sehr effizient ansprechen. Darüber hinaus sind fast alle Betreiber offen für neue, innovative Ideen und Kooperationen.
news aktuell: Kann man denn da von relevanten Hörerzahlen sprechen?
Kirmes: Da bereits mehr als zwei Drittel aller Deutschen online sind, nimmt auch die dortige Nutzung von Audioinhalten zu. Laut der aktuellen ARD Online Studie hören 51Prozent aller Onliner Musikdateien, Podcasts und Radiosendungen im Netz. Wöchentlich schalten etwa 8 Millionen mindestens einmal Webradio ein, Tendenz steigend. Eine Relevanz ergibt sich auch dadurch, dass große Reichweiten durch die Kombination vieler kleiner und großer Anbieter generiert werden.
news aktuell: Audio-PR orientiert sich traditionell stark an den Hörern, bietet Service oder Unterhaltung und ist möglichst nicht werblich. Wie sieht es bei den Webradios aus?
Kirmes: Die Akzeptanz im Webradio ist höher als im regulären Rundfunk. Aufgrund geringer Personalkapazitäten sind die Programmgestalter sehr aufgeschlossen gegenüber kostenfreiem Content, der spannend aufbereitet ist und den Hörern einen Mehrwert bietet. Zu werblich gestaltete Audio PR ist allerdings auch im Internetradio selten erfolgreich.
news aktuell: Welche Entwicklungen erwarten sie für das Webradio in den nächsten zwei bis fünf Jahren?
Kirmes: So wie das Internet sehr bald überall mobil verfügbar sein wird, wird auch das Webradio diese Entwicklung durchlaufen. Ich bin daher der Meinung, dass die Zukunft des Radios in einer internetbasierten Verbreitungsform liegt. Bereits heute sind Webradioempfänger, die ohne Computer nur über WLAN funktionieren auf dem Vormarsch. Internetfähige Mobiltelefone, Notebooks und neuerdings auch PKWs ermöglichen den Webradio Empfang unterwegs. Diese Voraussetzungen begünstigen, dass die Internetradionutzung steigt und bald sicher so selbstverständlich sein wird, wie heute ein mobiles Gespräch mit dem Handy.
Weitere Informationen zum Webradio-Service von news aktuell und Radio Relations unter:
http://www.newsaktuell.de/pdf/handout_ots.webradio.pdf
Weitere Informationen zu ots.Audio:
http://www.newsaktuell.de/pdf/handoutotsaudio.pdf
Zur Person: Thorsten Kirmes (1976) ist Geschäftsführer von Radio Relations in Köln. Er blickt auf langjährige Erfahrung in der Musikindustrie und der Hörfunk-PR zurück. Als Geschäftsführer hat er innerhalb der vergangenen Jahre die Agentur Radio Relations zu einem innovativen Vorreiter im Segment der Audiodienstleister gemacht. Kirmes ist darüber hinaus Lehrbeauftragter an der Hochschule Fresenius in Köln und beratend für Künstler und Unternehmen tätig.
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