media coffee in Berlin: "In einen Rausch geschrieben"
Berlin (ots)
Querverweis: Diese Veranstaltung wird im Internet mit dem Originalvideoservice (ovs) übertragen und ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=ovs
"Wenn der Ernstfall eintritt - Krisenkommunikation aus Sicht von Parteien und Medien" lautete das Thema des jüngsten media coffees der dpa-Tochter news aktuell in Berlin. Unter Leitung von Axel Wallrabenstein, Managing Director Publicis Public Relations, diskutierte das fünfköpfige Panel in den Räumen der Bundespressekonferenz mit rund 180 Teilnehmern.
Dr. Ralf Beke-Bramkamp, Geschäftsführer der PR Agentur Kohtes Klewes Berlin, problematisierte zu Beginn der Diskussion die grundlegenden Unterschiede zwischen Krisenkommunikation von Parteien und Unternehmen. Während in Parteien die offene Diskussionskultur zur Wesensart gehöre, herrsche in Unternehmen die "one voice policy" vor. Diese erleichtere gerade in Krisenzeiten die effektive und rationale Kommunikation nach außen. Diese Ratio, so Beke-Bramkamp, sei "in der Politik nicht oft zu erkennen".
Auch Michael Donnermeyer, Pressesprecher des SPD-Parteivorstandes, sieht im Fehlen einer "one voice policy" ein zentrales Problem in der Kommunikation politischer Parteien. Die große Zahl der handelnden Akteure verhindere "das Sprechen mit einer Stimme", so Donnermeyer. Eine einheitliche Krisenkommunikation werde so deutlich erschwert.
Michael J. Inacker, Leiter des Hauptstadtbüros der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, sieht diesen Unterschied nicht mehr. In Unternehmen finde eine zunehmende "Personalisierung der Kommunikation" statt, wie man sie aus der Politik kenne, so Inacker. Die Maxime, nur über eine Stimme zu kommunizieren, sieht er kritisch. Mehrere Ansprechpartner würden laut Inacker für ein größeres Glaubwürdigkeitspolster sorgen und die Verantwortung auf eine breitere Basis stellen. One-voice Kommunikation dagegen sei, so der Journalist, "Teil einer altbackenen Abschottungsstrategie."
Für Dr. Thomas Raabe, Pressesprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, muss eine Pressestelle bereits vor Eintritt der Krise auf den Ernstfall vorbereitet sein. Der Pressesprecher stellte seinen Sechs-Punkte-Plan zur Krisenkommunikation vor: "Setzen Sie einen Termin für die Pressekonferenz fest. Informieren Sie sich gründlich über den Sachverhalt. Kommunizieren Sie zunächst intern, um Quertreiben zu verhindern. Sprechen Sie mit vertrauenswürdigen Journalisten. Schaffen Sie Verbündete unter neutralen Fachleuten und informieren Sie schließlich die Öffentlichkeit gründlich, offen und ehrlich." Schnelligkeit, so Thomas Raabe, sei hier besonders wichtig, denn "im Zweifelsfall sind die Medien schneller".
An Bettina Hildebrand, ZDF-Redakteurin der Talkshow "Berlin Mitte", ging die Frage Wallrabensteins nach der Rolle der Medien in der Krisenkommunikation. Eine politische Talkshow, so Hildebrand, lade die Protagonisten der Krise natürlich gerne zur Sendung ein. Den Pressestellen von Parteien und Ministerien sei dies durchaus bewußt. Wenn die Protagonisten bereit seien zu kommunizieren, griffen die Medien gerne auf sie zurück, so die Redakteurin weiter. Eine politische Talkshow lebe von der Kontroverse und gebe Pressesprechern, Partei- oder Unternehmensvertretern die Möglichkeit, "Hintergründe zu verdeutlichen und Standpunkte zu klären". Die Frage, ob die Medien Krisen verschärfen oder gar hervorrufen, verneinte Hildebrand für den Polit-Talk. Das Themenmanagement der Redaktion "entspreche der politischen Agenda". Eine Talkshow könne "keine Krise inszenieren".
In Bezug auf den CDU-Spendenskandal sieht Michael J. Inacker die Rolle der Medien durchaus kritisch. "Vielleicht haben wir uns regelrecht in einen Rausch geschrieben", so der Journalist von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit Blick auf die Rolle der Medien in der Berichterstattung über politische Krisen des vergangenen Jahres. Einen Grund hierfür sieht er in der Wettbewerbssituation in der Hauptstadt. Der Konkurrenzkampf zwischen den Medien in Berlin sei deutlich schärfer geworden, so Inacker.
Der media coffee wurde von der Berliner ALTUS AG, einem führenden Anbieter von Streaming Media Solutions, live als Internet-TV im Presseportal übertragen und ist dort auch als Aufzeichnung abrufbar. Es war das erste gemeinsame Projekt der neuen Zusammenarbeit zwischen ALTUS und news aktuell.
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