Corporate Governance Kodex kein Allheilmittel gegen das verlorene Vertrauen am Finanzmarkt
Frankfurt/Main (ots)
Der neue Corporate Governance Kodex ist kein Allheilmittel, das verlorene Vertrauen am Finanzmarkt zurückzugewinnen, so der Tenor des jüngsten media coffees der dpa-Tochter news aktuell.
Mehr als 80 Investor Relations-Profis diskutierten gestern in Frankfurt darüber, wie der Corporate Governance Kodex, der im August 2002 im Rahmen des Transparenz- und Publizitätsgesetzes in Kraft tritt, die Kommunikation am Finanzmarkt verändern wird. Moderiert wurde die Veranstaltung mit dem Titel "Mehr Transparenz für die Financial Community - Welche Auswirkungen hat der Corporate Governance Kodex auf die Finanz- und Unternehmenskommunikation?" von Andreas Scholz von Bloomberg TV.
Einleitend stellte Dr. Jens Wolfram von PwC Deutsche Revision AG in einer Keynote klar, dass es bei Corporate Governance in erster Linie darum gehe, das Vertrauen von Anlegern und Medien in die Unternehmen am Finanzmarkt zurückzugewinnen. Dabei liege der Fokus auch auf ausländischen Investoren. Vorstand und Aufsichtsrat müssten intensiver agieren und die Kommunikation nicht allein den Investor Relations Abteilungen überlassen. Die Corporate Governance-Inhalte müssten vorrangig den Stakeholdern eines Unternehmens vermittelt werden. Unerlässlich sei auch die Aufwertung der Internet-Präsenz mit "substanziellen Inhalten", so Wolfram.
Auf Medienseite herrschte Skepsis, ob der Kodex die hohen Erwartungen erfüllen wird. Dr. Bernhard Jünemann aus der Chefredaktion von Börse Online erwartete von Corporate Governance nicht "die Rettung des Finanzmarktes". Seiner Meinung nach handele es sich um einen "relativ harmlosen Entwurf", und er rechne nicht mit großen Auswirkungen. Auch Claus Seifert vom Platow Brief glaubte nicht, dass sich die Situation durch Corporate Governance wirklich ändern werde. Er befürchtete, dass der Kodex eher als "Marketinginstrument" mißbraucht werden könne.
Sprengpotenzial sieht Fabian Schiffer von der IN-motion AG im Corporate Governance Kodex, besonders bei der Aufforderung zum "Comply or Explain", das heißt zur Rechenschaftsablegung. Bestimmte Forderungen des Kodexes seien nicht immer anwendbar. Er sehe die Gefahr, dass die Erklärung eines Unternehmen, warum es spezielle Forderungen nicht erfülle, am Markt "nicht gehört" werde.
Michael Tschugg von ECC Kohtes Klewes meinte, der neue Corporate Governance Kodex böte eine Chance, Vertrauen zurückzugewinnen, sofern Unternehmen integrierte Kommunikation betrieben. Die "One Voice policy" von IR- und PR-Abteilungen sei bedeutender als je zuvor. Wichtige "Tools" dabei seien eine rasche, zielgerichtete Informationspolitik, eine Professionalisierung der Aufsichtsrattätigkeiten sowie der Unternehmensdarstellung im Internet.
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