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BLOGPOST: Social Media und Fake News: Achtung vor der Schmuddelecke!

BLOGPOST: Social Media und Fake News: Achtung vor der Schmuddelecke!
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In Zeiten von gefälschten Nachrichten hinterfragen die Menschen heute vieles, was sie früher per se geglaubt hätten. Gerade Zahlen, Daten und Fakten stehen auf dem Prüfstand. Eine kommunikative Herausforderung - nicht nur für die Medien, sondern auch für die PR. TREIBSTOFF sprach mit Axel Wallrabenstein über Fake News und ihre Bedeutung für die PR.

TREIBSTOFF: Was sind die größten Herausforderungen, die sich professionellen Kommunikatoren und PR-Profis im Zusammenhang mit dem Phänomen Fake News stellen?

WALLRABENSTEIN: Das Thema Fake News spielt sich nach wie vor noch sehr im gesellschaftspolitischen Bereich ab und weniger im Bereich der Wirtschaftskommunikation. Wir haben eine sehr politisierte Debatte, sowohl in Europa als auch in den USA. Nur in ganz wenigen Fällen betrifft sie bisher die Wirtschaft oder einzelne Unternehmen. Ausnahmen sind Fake News, die zwar politisch instrumentalisiert werden, gleichzeitig aber mit einem Unternehmen in Verbindung gebracht werden, wie beispielsweise im Fall der sogenannten "Pizzagate"-Affäre*.

TREIBSTOFF: Fake News zielen unter anderem auf die Glaubwürdigkeit der alteingesessenen Nachrichtenmedien. Gibt es eine Art Fortsetzungseffekt, der auch die Glaubwürdigkeit von PR und Unternehmenskommunikation beschädigt?

WALLRABENSTEIN: Ich glaube schon. Man muss unterscheiden zwischen Fake News, hinter denen eine Strategie steht und Fake News, die aufgrund von Missverständnissen entstehen. Das hat es auch in der Vergangenheit schon gegeben. Wir haben aber aufgrund der aktuellen Debatte, auch in den sozialen Medien, eine ganz andere Diskussion als vielleicht noch vor zwei oder drei Jahren. Davon sind natürlich auch Unternehmen betroffen. Alle Umfragen zeigen, dass es in der Bevölkerung ein hohes Misstrauen gibt gegenüber Statistiken, Grafiken und allem, was mit Zahlen, Daten und Fakten zu tun hat. Das macht es den rational politisch Handelnden in der aufgepeitschten Debatte sehr schwer. Und auch für Unternehmen und die Kommunikationsbranche kann das zunehmend zum Problem werden, weil das Thema Glaubwürdigkeit komplette Kommunikationsstrategien untergraben kann.

TREIBSTOFF: Wie kann man dem begegnen? Gibt es zusätzliche Maßnahmen, die PR-Profis ergreifen sollten?

WALLRABENSTEIN: Das Thema der mangelnden Glaubwürdigkeit macht die Kommunikation insgesamt schwieriger, weil viele Dinge, die früher per se geglaubt wurden - beispielsweise Arbeitslosenstatistiken, Umfragezahlen oder Grafiken, die bestimmte Entwicklungen belegen - jetzt häufig hinterfragt werden und dann zusätzlich bewiesen oder hinterlegt werden müssen. Das heißt insgesamt für die Kommunikation, dass man noch mehr recherchieren und auf saubere, solide Fakten und Argumentationslinien setzen muss. Außerdem muss das Thema ein wichtiger Teil der professionellen Ausbildung der Kommunikationsberaterinnen und -berater werden. Es ist aber nicht nur eine Frage der Branche, sondern, und darüber redet ja auch die Politik im Moment, wir brauchen auch in den Schulen und Universitäten eine sehr viel stärkere Beschäftigung mit den Themen Kommunikation, Medien, Partizipation und Social Media.

Und ich glaube, dass die etablierten Medien - Radio, TV, Print und auch Online - immer wichtiger werden. In Phasen der Verunsicherung, wie wir sie momentan erleben, verlangen die Leute nach einer Art Leitplanke, an der man sich orientieren kann. Deswegen gibt es aus meiner Sicht einen großen Bedarf an Erklärung, Recherche und wirklich nachvollziehbaren Fakten. Und wenn das am Ende dabei herauskommen sollte, dann hat das Ganze vielleicht auch etwas gutes.

TREIBSTOFF: Sollte PR selbst also auch journalistischer werden in der Zukunft?

WALLRABENSTEIN: Ich finde nicht, dass PR journalistischer werden sollte, um näher an den Medien zu sein. PR sollte aber ihre Rolle genau verstehen, diese Rolle ernstnehmen und sie auch mit stolzer Brust den Medien und Journalisten gegenüber vertreten. Gleichzeitig erwarte ich von Journalisten, dass sie, wenn sie mit PR-Leuten sprechen, ganz klar sagen, was geht und was nicht. Das gehört mit zum Geschäft. Man sollte nicht einfach Dinge übernehmen, weil man gerade eine schnelle Schlagzeile braucht. Im Grunde genommen ist es ein Geben und Nehmen. Natürlich produziert die PR-Industrie immer wieder auch Nachrichten, doch sie sollte es professionell, faktenbasiert und interessant machen. Es gehören immer zwei dazu: Auch die Medien sind dazu angehalten, Dinge zu hinterfragen und nicht auf jeden Zug aufzuspringen.

TREIBSTOFF: Vor allem in sozialen Medien fallen gefälschte Nachrichten auf fruchtbaren Boden. Droht damit die Gefahr, dass diese Kanäle als effektive Vertriebswege für die Kommunikationsbranche verloren gehen könnten, weil sie zunehmend als unseriös wahrgenommen werden?

WALLRABENSTEIN: Die Gefahr ist da. Wenn Unternehmen wie Facebook und andere nicht aufpassen, dann kann es sein, dass sie am Ende in eine Art Schmuddelecke abgleiten. Wir befinden uns an einem Punkt, an dem sich jeder Gedanken darüber machen sollte, wie er als seriöser Informationskanal oder als seriöse Plattform auch weiterhin am Markt bestehen kann. Ich glaube, die Unternehmen sind da zunehmend sensibel: Wenn sie den Kanälen nicht mehr zutrauen, dass sie ihre Produkte, Ideen oder Informationen halbwegs seriös transportieren können, dann werden sie sich andere Kanäle suchen. Diese Gefahr sollte sich jeder bewusst machen.Vor einem halben Jahr wusste noch keiner, was Fake News bedeutet, in zwei Jahren wird der Begriff wahrscheinlich keine Rolle mehr spielen. Trotzdem wird eines bleiben: Wie und über welche Plattformen kann man seriöse, kreative und spannende Informationen transportieren? Da wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Insofern glaube ich, dass es auch im Interesse der Social-Media-Unternehmen selbst liegt, gewisse Standards zu setzen, um Kunden halten zu können.

* Im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 wurde über soziale Netzwerke die Falschmeldung verbreitet Hillary Clinton betreibe in einer Pizzeria einen Kinderpornoring.

Dieser Beitrag ist ein Original-Blogpost aus TREIBSTOFF:

http://treibstoff.newsaktuell.de/social-media-fake-news/

Was ist TREIBSTOFF?

TREIBSTOFF ist das Blog der dpa-Tochter news aktuell. Es geht dort um die Themen Kommunikation, Pressearbeit und Social Media. Und manchmal auch um news aktuell selbst. Welche Trends, welche Apps, welche Themen bewegen Kommunikationsfachleute heute? Wie sieht unser Arbeitstag aus? Was ist wichtig für die Karriere? Best Practice, Interviews und Gastbeiträge warten auf PR-Profis und Pressesprecher. Ein Mal pro Quartal gibt es TREIBSTOFF auch als gedrucktes Magazin.