BLOGPOST: Charaktere der Branche: Adriana Cerami von PepsiCo
Wie blicken PR- und Kommunikationsprofis auf die Entwicklung der Branche, die Themen Karriere und Aufstiegschancen oder auf ihr eigenes Know-how und ihre Charaktereigenschaften? Genau das möchten wir in unserer neuen Blog-Reihe "Charaktere der Branche" von spannenden Persönlichkeiten erfahren. Den Anfang macht Adriana Cerami – die 30-Jährige ist Leiterin Unternehmenskommunikation DACH für die PepsiCo und wurde 2018 als Top-Talent im Rahmen der Nachwuchsinitiative #30u30 ausgezeichnet.
news aktuell: Vor Deiner Tätigkeit bei PepsiCo warst Du bereits in anderen Branchen tätig, u.a. im Agenturbereich und in der Automobilbranche. Folgst Du bei wichtigen beruflichen Entscheidungen eher Deinem Kopf oder Deinem Herzen?
Cerami: Bei beruflichen Entscheidungen folge ich vor allem dem Bauch. Ich glaube, dass man von Position zu Position einen immer besseren Eindruck davon bekommt, was einem gefällt und in welche weiteren Richtungen man sich entwickeln möchte. Der Bauch ist dabei die Mischung aus Herz und Kopf. Ich versuche immer einen Schritt nach vorne und nicht zurück zu machen und dabei das zu tun, was mir Spaß macht.
news aktuell: Wie beurteilst Du die PR- und Kommunikationsbranche aktuell in Bezug auf Image und Wahrnehmung – und wie den Stellenwert von Kommunikation innerhalb von Unternehmen?
Cerami: Ich glaube, die Branche ist in einem Wandel. Einerseits agieren wir alle in dem gleichen Selbstverständnis, das wir schon seit Jahren haben, andererseits hat die Pandemie vielen Unternehmen die Augen geöffnet: Während Kommunikationsschaffende seit Jahren für mehr Sichtbarkeit kämpfen mussten, ist spätestens seit Corona jedem klar, dass es ohne Kommunikation nicht mehr geht. Wenn man es drastisch formulieren will, sind wir Kommunikationsschaffenden die Gewinner der Krise und gleichzeitig Kämpfer an vorderster Front innerhalb des Unternehmens – sei es bei der internen oder der externen Kommunikation.
Es gibt jetzt ein erhöhtes Verständnis für den Einfluss der Kommunikation auf die Geschäftsentwicklung: Wir sind nicht länger nur Geisteswissenschaftler, die eloquente Texte schreiben, sondern Kommunikationsarbeit wird in diesen Zeiten endlich als geschäftskritisch wahrgenommen.
Image und Wahrnehmung sind also drastisch nach oben gegangen. Die Branche als Ganzes ist jedoch in einer Art Sinnkrise: Wie können wir unsere Unternehmensthemen besetzen, während die ganze Welt weiterhin den Atem anhält und hofft, dass das normale Leben weitergeht? Ich glaube, das ist die neue Kunst der Kommunikation.
news aktuell: Würdest Du sagen, dass die Branche für Young Professionals attraktiv ist und genug Aufstiegschancen bietet? Wo gibt es vielleicht noch „Luft nach oben“?
Cerami: Ich glaube für Young Professionals kann der Reiz vor allem darin liegen, dass alles offen ist. Die Branche sortiert sich neu, findet sich stetig neu ein zwischen Earned und Owned Media, während Grenzen zwischen PR, Marketing und Journalismus verschwimmen. Da ist viel Platz, seinen persönlichen Fit zu finden – das finde ich besonders spannend!
Luft nach oben gibt es aber vor allem darin, dass wir uns nicht dauerhaft auf unsere gelernten Muster verlassen und in geraden Bahnen denken können. Das Silo-Denken in unserer Branche hat noch nicht aufgehört und hier müssen wir alle ansetzen.
Hinzu kommt, dass der Beruf des Kommunikators in vielen Bereichen – gerade wenn es um den Berufseinstieg geht – noch nicht flächendeckend eine angebrachte monetäre Wertschätzung erhält.
news aktuell: In Unternehmen und in Kommunikationsabteilungen gibt es viele verschiedene Typen und Charaktere – von dem ruhigen Strategen bis zu dem etwas extrovertierteren „Macher“. Wie würdest Du Dich selbst beschreiben oder einordnen?
Cerami: Ich liebe Strategie – die ist nämlich tatsächlich der Grund, weshalb ich damals den Einstieg über die Agenturseite gesucht habe: Kommunikation jedes Mal von vorne und von Neuem denken. Meine Kollegen und Freunde würden aber sicher eher sagen, dass ich extrovertiert bin. Den meisten fällt also wahrscheinlich eher die Seite auf, die auch in großen Runden offen ihre Meinung sagt. Das liegt wohl nicht zuletzt an meinen rheinländischen Wurzeln.
news aktuell: Was macht für Dich einen modernen Kommunikationsprofi aus und unterscheidet ihn oder sie von anderen Fachkräften? Sind das für Dich eher klassische Soft Skills, wie sehr ausgeprägte Teamfähigkeit oder emotionale Intelligenz, oder doch harte Fachkompetenzen wie sicheres Texten und Digitalverständnis?
Cerami: Das ist eine wirklich schwierige Frage, denn auch hier kann man sich nicht konkret für eine Seite entscheiden – auch das wahrscheinlich eine typische PR-Antwort. Ich glaube, dass eine gewisse emotionale Intelligenz vieles leichter macht. Als Kommunikationsprofi muss man intern und extern vor allem gut vernetzt sein und – wie ich finde das Wichtigste – intensiv zuhören können. Denn wenn wir ehrlich sind, ist das die Essenz unserer Arbeit, um Themen zu identifizieren und richtig zu adressieren, in der internen und der externen Kommunikation. Das klassische Handwerk ist dabei aber eine Grundvoraussetzung, die man erlernen muss und ohne die es einfach nicht geht.
news aktuell: Welche Rolle spielt für Dich das klassische „Karriere machen“?
Cerami: Damit setzt sich wahrscheinlich jeder im Laufe seiner beruflichen Weiterentwicklung einmal auseinander. Ich glaube aber, dass man das „klassische Karriere machen“ nicht streng planen kann. Man lernt mit jeder Position immer mehr dazu, braucht dazu Mut, Engagement und hier und da viel Willenskraft und immer eine gute Portion Glück. Denn man muss auch von Vorgesetzten im richtigen Maß gefordert und gefördert werden.
news aktuell: Was sind Deine größten Learnings aus den letzten Jahren als Kommunikationsprofi?
Cerami: Man muss sich immer wieder neu denken. Kommunikationsexpertise ist nicht an eine Branche gebunden, sondern an Handwerk und Leidenschaft. Dazu muss man vor allem in sich selbst hineinhören und wissen, welche Themen einem selbst Spaß machen und welche Unternehmenskultur zu einem passt. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass Kommunikation vor allem auch eine Frage der Kultur und des Miteinanders ist. Und da wären wir wieder bei dem Punkt, wie wichtig es ist, auf sein Bauchgefühl zu hören: Wenn man sich mit einem Step – sei es im täglichen Doing oder in der Berufswahl – nicht wohlfühlt, ist es sicher keine gute Entscheidung für einen selbst.
Interview: Martin Marsmann
Dieser Beitrag ist ein Original-Post aus dem news aktuell Blog:
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