Was macht der Halsbandsittich in der Thujahecke? - Fachtagung zu eingewanderten Tier- und Pflanzenarten
Bonn (ots)
Ob Pharaoameise oder Ochsenfrosch, Drüsiges Springkraut oder Riesen-Bärenklau, diese Tier- und Pflanzenarten haben eines gemeinsam: Sie zählen zu den Pflanzen- und Tierarten, die erst seit dem späten Mittelalter in Mitteleuropa heimisch geworden sind, als eingeschleppte Schädlinge oder Unkräuter oder als verwilderte Zierpflanzen und Haustiere. Auch unter Biologen und Naturschützern wird über diese sogenannten "Neozoen" und "Neophyten" teils heftig diskutiert. Auf der einen Seite wird zum Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt für die radikale Ausrottung dieser "alien species" plädiert, auf der anderen Seite werden solche Positionen als "Rassismus" abqualifiziert.
Auf Einladung des Naturschutzbundes NABU und der TU Braunschweig haben mehr als 150 Experten versucht, Empfehlungen für den Schutz der biologischen Vielfalt sowie für den Umgang mit Neophyten und Neozoen im praktischen Naturschutz zu erarbeiten. So konnte nachgewiesen werden, dass in Landschaften, deren Natur von Menschen besonders gestört wurde, eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten auch besonders leichtes Spiel hatten, einheimische Arten zu verdrängen, während sich in naturbelassenen Lebensräumen nur sehr wenige Fremdlinge etablieren können. Ein besonderes Problem stellt offenbar die "genetische Unterwanderung" dar. So gefährdet etwa die Zucht hybrider Großfalken, überwiegend aus kommerziellen Gründen als Jagdfalken für den arabischen Markt, zunehmend den Bestand des einheimischen Wanderfalken - nachdem er hierzulande gerade vor dem Aussterben bewahrt werden konnte.
Zum Abschluss der Tagung forderte der NABU daher von der Bundesregierung eine gezielte bundesweite Erfassung der Einflüsse von Neophyten und Neozoen auf die einheimische Tier- und Pflanzenwelt, etwa durch Einrichtung zentraler Informations- und Koordinationsstellen, um im Bedarfsfalle rechtzeitig reagieren und regulieren zu können. Außerdem wurden eine deutliche Verschärfung und bessere Kontrolle der gesetzlichen Regelungen gefordert, etwa gegen die Aussetzung gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten oder zur Eindämmung gebietsfremder Arten in der Forst- und Fischereiwirtschaft.
Für Rückfragen:
Claus Mayr, NABU-Fachreferent Biologische Vielfalt, Tel. 0228-4036-166.
Ein Hintergrundpapier zur Tagung (4 S.) kann in der NABU-Pressestelle, Tel. 0228-4036-14, angefordert werden. Im Internet zu finden unter http://www.nabu.de
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