Neue Chancen für Wiesen und Weiden
Bonn (ots)
Den bedrohten Tier- und Pflanzenarten auf Wiesen und Weiden, dem so genannten Grünland, könnte durch eine naturschutzgerechte Rinderhaltung geholfen werden. Das erzeugte Rindfleisch wäre als besonders hochwertiges Qualitätsprodukt erfolgreich zu vermarkten. Die bestehenden Markenfleisch-Programme sind meist aber nicht geeignet, dieses neue Kriterium naturschutzgerechter Erzeugung glaubwürdig zu vermitteln. Dies ist das Fazit einer Studie, die der Naturschutzbund NABU heute in Bonn vorgestellt hat.
"Wir müssen mittlerweile von einer regelrechten Ausrottung der Arten des Grünlandes sprechen", betonte NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen. So finden sich die Vogelarten des Grünlandes wie Kiebitz oder Bekassine fast ausnahmslos auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Ursache ist die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft und die Aufgabe von bislang eher extensiv genutzten Grenzertragsstandorten in den Mittelgebirgen. "Hier kommen wir mit klassischen Schutzmaßnahmen nicht weiter, stattdessen müssen neue marktorientierte Perspektiven für diese Landwirte entwickelt werden", forderte Billen.
Als ersten Schritt hierzu hat der NABU in der vorgelegten Studie die Vermarktungschancen für naturschutzgerecht erzeugtes Rindfleisch untersuchen lassen. "Trotz insgesamt eher sinkendem Rindfleischabsatz ist für hochwertiges Markenfleisch mit einer steigenden Nachfrage zu rechnen", so Armin Kullmann vom Institut für ländliche Strukturforschung in Frankfurt, Autor der Studie. Der Anteil der Markenware könnte in fünf Jahren bei etwa 50 Prozent liegen. Allerdings schneiden die unterschiedlichen Markenfleischprogramme unter Naturschutzgesichtspunkten nach einer Analyse der Wissenschaftler sehr unterschiedlich ab. Besonders die verschiedenen Programme mit dem so genannten CMA-Prüfsiegel sowie Rindfleisch mit den Herkunfts- und Qualitätszeichen der Bundesländer erfüllen bislang praktisch kaum Naturschutzkriterien. Unter diesem Gesichtspunkt ist allenfalls das Rindfleisch von ökologischen Anbauverbänden und von den konventionell ausgerichteten Marken "Neuland" und "Thönes Natur" empfehlenswert. Zusammen sind dies zur Zeit etwa zwei Prozent des Marktes. "Die Bewertung belegt, dass die meisten Rindfleischvermarkter den Grünlandschutz bislang noch überhaupt nicht berücksichtigen", so Experte Kullmann.
Für den NABU hat hierbei auch der ökologische Landbau noch Nachholbedarf. "Wir müssen mit den Verbänden des Öko-Landbaus über eine Verbesserung ihrer Richtlinien sprechen", betonte NABU-Geschäftsführer Billen. Dies sei erfolgversprechender, als etwa eine eigene Marketingstrategie für naturschutzgerecht erzeugtes Rindfleisch aufzubauen. Das Ziel müsse sein, den Anteil naturschutzgerecht erzeugten Rindfleisches innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 20 Prozent zu steigern, so Billen.
Für Rückfragen: Florian Schöne, NABU-Landwirtschaftskampagne, Tel. 0228-4036-169.
Die vollständige Studie "Grünlandschutz durch extensive Rinderhaltung" (80 S.) senden wir gerne zu, Anruf genügt.
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