NABU, Imker und Verbraucherzentrale warnen vor Wiederzulassung des Antibiotikums Plantomycin im Obstbau
Bonn (ots)
Angesichts der aktuellen Debatte um eine Wiederzulassung des Antibiotikums Plantomycin gegen Feuerbrand im Obstbau haben der Naturschutzbund NABU, der Berufsimkerbund (DBIB) und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) davor gewarnt, dem Druck der Lobby der Obsterzeuger nachzugeben. "Die Wiederzulassung von Plantomycin wäre ein völlig falsches Signal und würde massiv gegen das Prinzip des vorsorgenden Verbraucherschutzes verstoßen", so NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen. Ziel der Regierungsfraktionen sollte sein, sich konsequent gegen die illegale Anwendung des Mittels einzusetzen, statt die vorliegende Entscheidung in Frage zu stellen.
Nach Ansicht der Verbände ist der Einsatz von Antibiotika im Freiland aufgrund der Gefahr von Resistenzbildungen bei Menschen noch viel weniger zu tolerieren als im Stall. "Antibiotikarückstände in Lebensmitteln sind ein nicht zu unterschätzendes Problem und müssen konsequent vermieden werden", so Thomas Isenberg, Fachbereichsleiter Gesundheit und Ernährung beim vzbv. Auch für Imker seien Pestizidrückstände im Honig ein untragbarer Zustand. "Sollte der Einsatz von Antibiotika im Obstbau wieder praktiziert werden, müssen zahlreiche Imker aufgrund von Absatzeinbußen um ihren Arbeitsplatz fürchten", so Manfred Hederer vom Berufsimkerbund. Eine Lobbypolitik zu Gunsten von Obsterzeugern und zu Lasten der Umwelt, der Gesundheit der Verbraucher sowie weiterer Arbeitsplätze im ländlichen Raum sei nicht hinnehmbar.
Das jetzige Beispiel zeige gleichzeitig, dass die Abhängigkeit vieler Obsterzeuger von Plantomycin in eine Sackgasse geführt habe und alternative Verfahren bislang zu wenig berücksichtigt wurden. Daher müsse möglichst rasch ein umfangreiches Sofortprogramm aufgelegt werden, das auch die Erfahrungen aus Ländern wie der Schweiz einbeziehe. Im Vordergrund stünden dabei die Einrichtung einer Feuerbrandkasse und eines Frühwarnsystems für Feuerbrand sowie die Förderung mechanischer und biologischer Bekämpfungsmethoden. "Die Bundesregierung muss mit einem solchen Ausstiegsprogramm deutlich machen, dass Antibiotika in der Landwirtschaft keine Zukunft mehr haben", so Gerd Billen.
Für Rückfragen:
Florian Schöne, NABU, Tel. 0228-4036-169, Thomas Isenberg, vzbv, Tel. 030-25800-431, Manfred Hederer, BDIB, Tel. 08806-922331
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