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NABU, WEED und WWF: Kein Kredit für umstrittenen Ilisu-Staudamm in der Türkei

Berlin (ots)

Mit Blick auf die geplanten Türkei-Reisen von
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und Bundeskanzlerin Angela Merkel
fordern(ots)  der Naturschutzbund NABU, die Umweltstiftung WWF und 
die Entwicklungsorganisation WEED die Bundesregierung erneut auf, 
keine Hermes-Bürgschaft für das am Bau des umstrittenen 
Ilisu-Staudamms in der Türkei beteiligte Unternehmen zu gewähren. Die
Bundesregierung muss in Kürze zu einer Entscheidung über das 
Ilisu-Projekt kommen, weil Hermes etwa 100 Millionen Euro 
Exportkreditversicherung für das deutsche Bauunternehmen Züblin AG 
leisten soll. Der Ilisu-Staudamm soll den Tigris im Südosten der 
Türkei aufstauen. Er soll 1.200 Megawatt Strom erzeugen und wird eine
Fläche von 312 Quadratkilometern überfluten.
Die Aufstauung des letzten unverbauten Abschnittes des Tigris in 
Südostanatolien hat nach Ansicht der Verbände irreversible Schäden 
für die Biodiversität im Ilisu-Gebiet zur Folge. "Durch die 
Bauarbeiten werden wichtige Vogelschutzgebiete zerstört und die 
Flutung großer Flächen wird vielen Tierarten ihren natürlichen 
Lebensraum nehmen", warnte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die 
Bestände von Habichtsadler und Gänsegeier, zahlreicher Fledermaus- 
und Fischarten sowie der vom Aussterben bedrohten Streifenhyäne und 
Euphrat-Weichschildkröte seien damit akut gefährdet.
Das Projekt ist seit Jahrzehnten geplant, ein Bürgschaftsantrag 
wurde bereits 2001 diskutiert. Damals jedoch zerbrach das Konsortium 
an den ökologischen und sozialen Problemen. Die türkische Regierung 
scheint nun fest entschlossen, den Bau des Ilisu-Damms im Rahmen 
ihres Infrastruktur-Programms für Südostanatolien (GAP), das Dutzende
von Staumauern an den Flüssen Euphrat und Tigris umfasst, 
durchzusetzen. Die bisherigen Gutachten und geforderten 
Nachbesserungen zur Umwelt- und Sozialverträglichkeit entsprechen 
jedoch in keiner Weise den internationalen Standards der OECD, der 
Weltbank und den Empfehlungen der Weltstaudammkommission. Nicht 
umsonst hat sich die Weltbank aus dem Vorhaben zurück gezogen.
"Mit der Realisierung des Projektes müssen Zehntausende Menschen 
ihre Dörfer und Städte verlassen. Sie verlieren nicht nur ihre 
Heimat, sondern auch ihre Lebensgrundlage, ohne eine vollständige 
Entschädigung seitens der türkischen Regierung erwarten zu können", 
sagte Heike Drillisch von der Organisation Weltwirtschaft, Ökologie 
und Entwicklung WEED. "Auflagen für das Projekt, wie sie diese Woche 
in der Türkei verhandelt werden, können die großen Defizite in der 
Projektplanung nicht mehr beheben." Auch zu erwartende, 
grenzübergreifende Wasserkonflikte mit den Nachbarstaaten Irak und 
Syrien wurden nicht ausreichend berücksichtigt.
Neben den wenig durchdachten Umsiedlungsplänen und den völlig 
ungenügenden Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit wurden auch 
mögliche Alternativen zur Energieversorgung nicht berücksichtigt. 
Bevor eine grundsätzliche Entscheidung für Ilisu getroffen wird, 
müsste eine detaillierte Untersuchung der verschiedenen Optionen 
eindeutig nachweisen, dass es keine einzige umwelt- und 
sozialverträgliche alternative Energiequelle gibt, die unter 
vergleichbaren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen umgesetzt werden 
kann. "Ilisu ist für die Umwelt eine solche Katastrophe, dass es 
andere Alternativen geben muss. Jegliche Verhandlung von 
Umweltauflagen ist reine Flickschusterei", sagte Martin Geiger, 
Staudammexperte vom WWF.
Der NABU, der WWF und WEED fordern die Bundesregierung auf, die 
Vergabe einer Hermes-Bürgschaft für den Bau des Ilisu-Staudamms 
abzulehnen. Auch für die EU-Beitrittsverhandlung mit der Türkei wäre 
eine Unterstützung des Vorhabens fatal, da dies die Vorbereitung auf 
die Integration und den Vollzug europäischen Umweltrechts völlig 
konterkariert. Daher solle Deutschland auch nicht jetzt dessen 
Finanzierung absichern. Das Großprojekt am Tigris stehe in keinem 
Verhältnis zu den negativen ökologischen Auswirkungen und massiven 
sozialen Einschnitten in der Region, so die Verbände.
Im Internet zu finden unter www.nabu.de, www.weed-online.org/ilisu
und www.wwf.de
Originaltext vom NABU
Für Rückfragen:
Kathrin Klinkusch, NABU, Tel. 0173-9306515
Heike Drillisch, WEED, Tel. 0177-3452611
Martin Geiger, WWF, Tel. 069-79144140

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell

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