3sat special
Weite Welten von 18. November bis 16. Dezember 2001 in
3sat
Mainz (ots)
Weite Welten
Fünfteilige Dokumentationsreihe mit entwicklungspolitischem Schwerpunkt von Petra Schulz von Sonntag, 18. November, bis Sonntag, 16. Dezember 2001 in 3sat
Die kulturelle und landschaftliche Vielfalt vieler exotischer Länder zieht Tausende von Touristen in ihren Bann, täuscht aber über die Armut, über politische und ökologische Probleme hinweg. Veranstaltungen oder Berichte zum Thema Entwicklungspolitik stehen im Ruf, Garanten für Langeweile zu sein. Es geht aber auch anders: Dies beweist eine fünfteilige Dokumentationsreihe, die 3sat ab 18. November 2001 ausstrahlt. Unter dem Titel "Weite Welten" führt Autorin Petra Schulz die Zuschauer in unterschiedliche Regionen der Welt - Guatemala, Vietnam, Tansania und die Südsee waren ihre Ziele.
Die Dokumentationen zeigen entwicklungspolitische Projekte deutscher staatlicher und kirchlicher Institutionen und stellen sie in ihrem regionalen und globalen Kontext dar. Dabei steht nicht das Elend im Vordergrund: Die Filme berichten nicht nur über die Arbeit der jeweiligen Hilfsorganisation, sondern zeigen fremde Länder, wie sie der Tourist nur in Ausnahmefällen erleben kann. Die "Weiten Welten" lassen den Zuschauer hautnah spüren, wie wichtig ökologisches und ökonomisches Gleichgewicht ist, warum dies zerstört wird und welche Auswirkungen die Zerstörung hat. Die "Weiten Welten" sind eine spannende Reise, die neben einem scharfen Auge für die Lebensumstände und -gewohnheiten der Menschen auch einen Blick für die Schönheit der betreffenden Länder hat.
Eine große Auswahl an Bildern ist über die telefonische Bilderdienst-Hotline 06131/70-6100 oder per E-Mail über bilderdienst@zdf.de zu erhalten.
Sonntag, 18. November 2001
15.00 Uhr Weite Welten Guatemala - der Traum von Frieden und Gerechtigkeit
3sat 2001 Länge: 29 Minuten
Erstausstrahlung
Guatemala - das Land der Vulkane, des Kaffees und der sagenhaften Mayastätten. Ein Reiseland, von dem viele Touristen behaupten, es sei das schönste in Mittelamerika. Allein die eindrucksvollen Ruinen und vor 2000 Jahren erbauten Stätten der Maya locken jährlich eine Vielzahl von Urlaubern ins Land. Guatemala ist aber auch das Land des Bürgerkrieges, der innerhalb von 36 Jahren 150.000 Tote forderte.
Bis 1984 litt Guatemala unter einer grausamen staatlichen Repression. Die Militärs waren verantwortlich für Verschleppungen und massive Menschenrechtsverletzungen, die 1982 in systematischen Massakern an den Indios gipfelten. Die Bewohner vieler Dörfer flohen nach Mexiko und in die tiefen Wälder des Petén. 1996 wurde das "Abkommen für einen festen und dauerhaften Frieden in Guatemala" zwischen Guerilla und Regierung geschlossen. Der Bürgerkrieg hat vor allem den Indios und der Wirtschaft des Landes großen Schaden zugefügt - noch heute besitzt eine kleine Minderheit von drei Prozent mehr als zwei Drittel des Landes. Eines der dringlichsten politischen und wirtschaftlichen Probleme Guatemalas ist daher neben einer gerechten Landverteilung die Versorgung der existentiell gefährdeten Indiogemeinden.
Mit Unterstützung von "Misereor" wurde im Westen von Guatemala ein Projekt in Angriff genommen, das die Rückkehr von weiteren Familien in ihre Dörfer erleichtert, indem es den Indios eine ausreichende gesundheitliche Versorgung garantiert. Mit dem Projekt werden 90.000 Menschen erreicht, die fast alle indianischer Abstammung sind.
In den nahezu undurchdringlichen Urwäldern des Petén liegt die nach Tikal zweitgrößte Maya-Stadt Guatemalas, Yaxha, am Ufer des gleichnamigen Sees. 600 n.Chr. war Yaxha Teil eines komplexen Siedlungssystems mit mehr als einer Million Menschen. Die besonderen Leistungen dieser Hochkultur waren ein auf steinernen Stelen überliefertes Schriftsystem mit präziser Geschichtsschreibung, Pyramidenbauten mit Hochtempeln und Gewölbearchitektur sowie eine ausgeklügelte Stadtplanung. Nach dem Niedergang der Hochkultur wurden die mehr als 1.000 Maya-Siedlungen im Petén wieder vom Urwald verschlungen. Das Klima mit extremen Regenfällen, die Urwaldvegetation und vor allem die Gräben von Schatzsuchern brachten die tausendjährigen Bauten immer mehr in Gefahr. Heute stehen diese wichtigen Maya-Ruinen unmittelbar vor dem Einsturz. Mit Ausnahme einiger archäologischer Stätten wie Tikal erfuhren sie keinen Schutz.
Sonntag, 25. November 2001
15.00 Uhr Weite Welten Südsee - wo der Tag beginnt ...
3sat 2001 Länge: 30 Minuten
Erstausstrahlung
Die Fidschi- und Tongainseln besitzen alles für stimmungsvolle Südseeträume: wogende Palmen, türkisblaues Meer, weiße Strände und eine reiche Kultur. Doch längst ist die Südsee nicht mehr das Paradies aus Reisekatalogen. Die Inseln sind durch den Treibhauseffekt bedroht, durch Erwärmung des Wassers und Ansteigen des Meeresspiegels. Illegale Dynamitfischerei, Riffverschmutzung durch unkontrollierte Abnutzung und Erosion, wachsender Müll und mangelnde Abwasserentsorgung zählen zu den Hauptproblemen der Pazifikinseln. Dazu kommen die Folgen der rund 250 unterirdischen Atomtests, die in den vergangenen 40 Jahren durchgeführt wurden. Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen verlassen viele junge Einheimische ihre Heimat.
Auf Tonga gibt es keine natürlichen Wasservorkommen. Daher ist die Frischwasserversorgung für die Dorfbewohner ein zentrales Problem. Es gibt kein Süßwasser, weder Flüsse noch Quellen. Alle Inseln Tongas sind ausschließlich auf Regenwasser angewiesen. Mit Unterstützung von "Brot für die Welt" organisiert eine örtliche nichtstaatliche Organisation eines der Wasserversorgungsprojekte, das vor allem Frauen zugute kommt, die zum Wasserholen oft kilometerweit laufen müssen. Familien, die keinen Zugang zu frischem Wasser haben, wird bei der Errichtung von Wassertanks geholfen, in denen Regenwasser gesammelt werden kann. Insgesamt erreicht das Projekt 35 Dörfer mit 700 Frauen.
Die Fidschis haben seit 1970 die Hälfte ihrer Wälder verloren - die wunderschönen Tropenhölzer sind interessant für die Holzindustrie. Die Folge: Durch Erosion wird der fruchtbare Boden auf die Korallenriffe vor der Küste geschwemmt. Das Riff stirbt, die Süßwasserflüsse verschlammen, Äcker und Weideflächen werden unfruchtbar, der Wald stirbt. In einem einzigartigen Projekt werden die Fidschianer geschult, den verbliebenen Wald schonend und langfristig wirtschaftlich zu nutzen. Mitarbeiter der "Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit" (GTZ) bilden Häuptlinge und Clans aus - viele Dorfgemeinschaften verwalten ihren Wald nach den Vorschlägen der GTZ.
Wie beeindruckend eine intakte Waldlandschaft ist, zeigt sich auf Taveuni, die wegen ihrer üppigen Vegetation die "Garteninsel" genannt wird. Taveuni ist zu 90 Prozent von Wald bedeckt und steht unter Naturschutz. Sie gilt als die reizvollste und charmanteste Insel Fidschis, ihre Küstengewässer sollen die schönsten der Welt sein. Trotz ihrer lebendigen Vielfalt ist die Insel von Landflucht bedroht, denn die jungen Leute suchen in den großen Städten Fidschis oder dem fernen Ausland bessere Lebensbedingungen. Damit Taveuni keine menschenleere Bilderbuchinsel wird, fördert "Misereor" ein Projekt, bei dem junge Männer und Frauen für Erwerbsalternativen in ihrer ländlichen Umgebung ausgebildet werden und ihr Auskommen auf der Insel finden.
Sonntag, 2. Dezember 2001
15.00 Uhr Weite Welten Nordvietnam - Die Schönheit der Vergessenen
3sat 2001 Länge: 30 Minuten
Erstausstrahlung
Vietnam - seit der wirtschaftlichen Öffnung hat sich das kleine Land zu einem der interessantesten Reiseziele Asiens entwickelt. Petra Schulz erzählt von ihrer mehr als 1.000 Kilometer langen Reise von Nord- nach Südvietnam, von der chinesischen Grenze bis ins feucht-heiße Mekong-Delta. Hanoi hat sich trotz aller hektischer Geschäftigkeit den verträumten Charme des alten Indochina bewahrt. Vietnams Hauptstadt ist noch immer ein bisschen altmodisch, ungeheuer liebenswert und für viele ganz einfach die schönste Stadt Asiens.
Durch die vernachlässigten Strukturen auf dem Land kommt es in Vietnam zu einem unkontrollierten Anwachsen der großen Städte. Seit 1988 haben rund 1,5 Millionen Arbeiter ihre Arbeitsplätze in den staatlichen Industrien und Regierungsbehörden verloren. Die GTZ organisiert ein Projekt, das Menschen in Städten neue Chancen eröffnen und Vietnam den Weg in die Marktwirtschaft ebnen soll. In speziellen Trainingskursen entwickeln Arbeitlose durch "Simulationsspiele" kreative Geschäftsideen und erarbeiten Geschäftspläne.
Weitab von allen touristischen Pfaden geht die Fahrt in die Bergregionen unmittelbar an die chinesische Grenze. Hierher verirrt sich kaum ein Vietnamese und nur selten ein Tourist. Bis vor sieben Jahren war die ganze Provinz für Ausländer gesperrt. Hier leben die Ureinwohner Vietnams. In ihrer Einsamkeit konnten sie ungestört ihre Traditionen und Gebräuche, sogar die eigene Sprache erhalten. Aber das Leben in der extremen Abgeschiedenheit ist hart und schwer - deutsche Entwicklungsprojekte helfen den Ureinwohnern, das Überleben zu sichern.
Nachwirkungen des Vietnamkrieges spürt man vor allem auf dem Land, wo Wald und Ackerflächen durch Napalm und Agent Orange zerstört wurden - nach vietnamesischen Schätzungen mehr als 20.000 Quadratkilometer Wald. Heute leben die Menschen in verstreuten, isolierten Gemeinden mit großen Gesundheitsproblemen und ohne jeden Zugang zu Gesundheits- und Bildungseinrichtungen. Dabei sind Frauen von den harten Lebensbedingungen besonders betroffen: Ihr Arbeitstag dauert 16 bis 18 Stunden. Mit Unterstützung von "Brot für die Welt" hilft die staatliche Lao Cai Women's Union diesen Frauen. In Alphabetisierungskursen lernen sie lesen, schreiben und rechnen, machen sich in Gesundheitsfragen und Geburtenkontrolle kundig und erlernen die vietnamesische Sprache. In kleinen Spar- und Kreditgruppen erhalten sie Zugang zu Krediten.
Sonntag, 9. Dezember 2001
15.00 Uhr Weite Welten Südvietnam - Ins Reich der neun Drachen
3sat 2001 Länge: 30 Minuten
Erstausstrahlung
Vietnam ist heute eines der beliebtesten Reiseziele für Individualisten. Von Hanoi bis Saigon reist Petra Schulz, wie die Vietnamesen auch, mit der Eisenbahn. Über Hue mit seiner alten Kaiserstadt, den Palastanlagen und Grabstätten geht es über den Wolkenpass nach Danang. Hier gibt es ein besonderes Entwicklungsprojekt: Mit deutscher Unterstützung werden alte Lokomotiven wieder fahrtüchtig gemacht. In Vietnam ist eine intakte Verkehrsinfrastruktur von zentraler Bedeutung, damit die Wirtschaft wachsen kann. Da der Lokomotivenbestand der vietnamesischen Eisenbahn heute völlig überaltert ist, hat Deutschland durch günstige Entwicklungskredite das jahrzehntelang vernachlässigte Schienenverkehrswesen erneuert. Es werden Reparaturwerkstätten ausgerüstet und neue Lokomotiven angeschafft, die eine effiziente Güter- und Passagierbeförderung zwischen Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt sichern.
Nur 30 Kilometer südlich liegt Hoi An, eine kleine Hafenstadt mit unvergleichlichem Charme, das Highlight des jungen Vietnam-Tourismus. Ein Kontrast hierzu sind die Gedenkstätte von My Lai mit ihrer weinenden Museumsführerin Fräulein Lynn und Herrn Bo, ein alter Vietcong-Veteran, der das 200 Kilometer lange, unterirdische Tunnelsystem von Cu Chi zeigt - beides Relikte aus dem traurigsten Kapitel der Landesgeschichte, dem Vietnam-Krieg.
Keine andere Region der Welt stand in den 60er und 70er Jahren so im Medieninteresse wie Vietnam. 13 Milionen Tonnen Bomben und 72 Millionen Tonnen Herbizide verwandelten Vietnam in ein Land der verbrannten Erde. 42 Millionen Tonnen des Entlaubungsmittels Agent Orange haben Vietnam die weltweit höchste Rate von Missbildungen bei Neugeborenen gebracht. Mit Unterstützung von "Misereor" werden in Saigon 300 Kinder in dem Waisenhaus für Behinderte "Saint Paul de Chartres" betreut. Deutsche Spendengelder tragen dazu bei, den Kindern Freude am Leben zu geben und sie auf ein selbstständiges Erwachsenenleben vorzubereiten.
Anschließend geht es weiter zum Mekong-Delta, ins Reich der neun Drachen. Petra Schulz und ihr Team fahren mit Bauern und Fischern auf knatternden Booten zum einzigartigen, schwimmenden Markt von Phung Hiep.
Sonntag, 16. Dezember 2001
15.00 Uhr Weite Welten Tansania - abseits der Touristenrouten
3sat 2001 Länge: 30 Minuten
Erstausstrahlung
Der schneebedeckte Gipfel des Kilimandscharo, Selous, das größte Wildreservat Afrikas, heilige Baobabs, stolze Massai, unberührte Strände und Korallenriffe - Tansania, das ehemalige Tanganjika, gehört zu den faszinierendsten und farbigsten Ländern des afrikanischen Kontinents. 136 Ethnien bereichern das abwechslungsreiche Bild des Landes.
Aber Tansanias Realität besteht nicht nur aus Traumkulissen: Das Land gehört zu den 25 am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Der Anteil der in absoluter Armut lebenden Menschen liegt über 50 Prozent. Die Kluft zwischen Stadt- und Landbevölkerung, zwischen Moderne und Tradition, ist riesengroß. Während touristische Entwicklung gefördert wird, gibt es in Dörfern noch nicht einmal Strom. "Misereor" fördert daher Projekte für Dorfbewohner, die vor allem das Leben der Frauen erleichtern sollen.
Auch das Elend in den großen Städten nimmt mit der Landflucht immer mehr zu. In der Hauptstadt Dar-es-Salaam leben mehr als 6.000 Waisen - viele ihrer Eltern starben an Aids. Im Dogo-Dogo-Zentrum für Straßenkinder, einem von der GTZ durchgeführten Projekt, finden diese Kinder ein Zuhause, schulische Bildung und erste Wege in eine Ausbildung.
Tansanias Kapital sind ohne Zweifel seine Naturparks. Die GTZ unterstützt den Erhalt des Selous-Nationalparks, dem zweitgrößten Naturschutzgebiet der Erde. Der Park ist eine traditionelle Wanderroute für Elefanten, Antilopen, Büffel und Kudus. Bevölkerungswachstum und Armut führten zu Wilderei, Elfenbeinraub, Überweidung und Holzeinschlag. Die Wilderei wurde weitgehend gestoppt - durch eine wagemutige Konstruktion: im Selous-Park wird die noch unerforschte Tier- und Pflanzenwelt nachhaltig geschützt - durch die Wilderer selbst. Sie sind zu Naturschützern ausgebildet und als Parkranger eingesetzt worden.
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