Das Schweigen der Väter brechen: 3sat zeigt den Dokumentarfilm "Nachlass"
Mainz (ots)
Montag, 2. September 2019, 22.25 Uhr Erstausstrahlung
Das familiäre Erbe von Schuld, Scham und Schmerz wirkt in den Kindern und Enkeln der deutschen Kriegsgeneration weiter. Ihre Aufgabe ist es, das Schweigen der Väter zu brechen. In Gesprächen mit sieben Nachkommen von NS-Tätern und -Opfern geht der Dokumentarfilm "Nachlass" von Christoph Hübner und Gabriele Voss den Versuchen nach, diese Verbrechen zu bewältigen. 3sat zeigt den Film am Montag, 2. September 2019, um 22.25 Uhr in Erstausstrahlung.
Wie geht man damit um, wenn man erfährt, dass der eigene Vater an Kriegsverbrechen wie der Erschießung Hunderter Menschen beteiligt war? "Nachlass - lass nach" schreibt einer der Protagonisten, Sohn eines von Hitler mehrfach ausgezeichneten Kampffliegers, auf ein Gemälde. Er erzählt, wie er versucht, das Erbe künstlerisch zu verarbeiten. Dann ist da der Chemiker, dessen Vater Polizeiführer bei den Einsatzgruppen war, verantwortlich für die Ermordung Tausender Menschen. Und die ehemalige Gymnasiallehrerin, deren Vater SS-Arzt war. Immer noch hofft sie, dass ihr Vater nicht selbst geschossen hat.
Eine Psychologin, deren Vater ein ranghoher SS-Mann war, heilt die Traumata anderer und versucht, auch ihres zu ergründen. Gemeinsam mit ihrem jüdischen Kollegen, dessen Großeltern in Ungarn ermordet wurden, besucht sie eine Dialoggruppe von Kindern aus Täter- und Opferfamilien. Sie sprechen über Wut, Scham und Vergebung. Der Enkel eines Nazi-Großvaters nähert sich als junger Filmemacher der Nazigeschichte der Familie. Und es spricht eine junge Israelin, Historikerin und Enkelin eines Ausschwitz-Überlebenden, die zum Studieren nach Deutschland gegangen ist und sich für die Motive der Täter interessiert. Sie macht Führungen in der Gedenkstätte "Topografie der Terrors" in Berlin.
Für ihren Film "Nachlass" montieren Christoph Hübner und Gabriele Voss die Gespräche so, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer sich mit den Protagonistinnen und Protagonisten zunächst der Entdeckung des "Nachlasses" ihrer Väter annähern, über den bislang in den Familien geschwiegen wurde. Sodann werden ihre zum Teil wechselvollen Bewältigungsversuche nachvollzogen, durch die sie ihre eigenen Kinder entlasten und eine Haltung für die Zukunft gewinnen wollen. Zwischen die Gespräche werden unkommentiert Beobachtungen von Orten gesetzt, die Ausdruck der deutschen Erinnerungskultur sind oder auf die noch lange nicht abgeschlossene Arbeit der Aufklärung von Kriegsverbrechen verweisen.
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