3sat-Pressemitteilung Bitte Sperrfrist bis Dienstag, 3. Juni, 23.00 Uhr beachten Timothy Garton Ash in der "Kulturzeit extra"
Mainz (ots)
3sat-Pressemitteilung Bitte Sperrfrist bis Dienstag, 3. Juni, 23.00 Uhr beachten _____________________________________________________________________ ____
"Identität Europas nicht gegen die USA definieren", der britische Historiker Timothy Garton Ash in der "Kulturzeit extra"
Dienstag, 3. Juni 2003, 23.10 Uhr in 3sat Diskussionsrunde in der 3sat-"Kulturzeit extra" zum Thema "Europas Identität"
Bei der Aufzeichnung einer Diskussionsrunde zum Thema "Europas Identität", die gestern im ZDF-Hauptstadtstudio stattfand, waren als Gäste der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg, Präsident der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, der Präsident des Zentrums für Internationale Beziehungen und frühere polnische Botschafter in Deutschland Janusz Reiter, der Historiker und Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-französischen Beziehungen Rudolf von Thadden, der britische Historiker und Direktor des European Studies Centre, Oxford, Timothy Garton Ash sowie der deut-sche Publizist und Mitglied des Wissenschaftskollegs zu Berlin, Wolf Lepenies, eingeladen. Im Fol-genden eine Zusammenfassung der Diskussion:
Europa werde seine "exzessiven Selbstzweifel nur überwinden, wenn es sich an den Aufgaben in der Welt bewährt". Diese Auffassung vertrat der ehemalige polnische Botschafter Janusz Reiter bei einer vom 3sat- Magazin "Kulturzeit" am Dienstag den 3. Juni ausgestrahlten Fernsehdiskussion im Berliner Hauptstadtstudio des ZDF. Europa dürfe sich jedoch nicht "zu einer militärischen Großmacht hoch-spielen". Zu den jüngsten deutsch-französischen Initiativen sagte Reiter, "sie würden in letzter Zeit als störend empfunden", weil sie den Eindruck erweckten, gegen Europa zu arbeiten.
Der britische Historiker Timothy Garton Ash äußerte in der gleichen Diskussion Zweifel an den Bemü-hungen "ein Kerneuropa" zu schaffen. Dies sei "der schnellste Weg zur Teilung Europas". Das deutsch- französische Paar habe "Europa dreißig Jahre gut angeführt", aber in einer "Wohngemein-schaft mit fünfundzwanzig Mitgliedern genüge es nicht mehr, dass ein Paar voranginge. Man könne - so Garton Ash - in Teilen der amerikanischen Regierung "Tendenzen des Divide et impera" in Europa erkennen, und dies sei für Europa deswegen so gefährlich wenn es sich ohnehin teile. Garton Ash empfahl abgestufte Allianzen, die von Großbritannien, Deutschland und Frankreich, aber auch von Polen, Italien und Spanien gebildet werden könnten. Es mache jedoch keinen Sinn, "die Identität Eu-ropas gegen die USA zu definieren".
Der ehemalige Rektor des Wissenschaftskollegs Berlin, Wolf Lepenies hält die "Debatte über eine Wertegemeinschaft Europa für überholt". Es ginge - so Lepenies - eher darum, wie man die dringen-den Probleme moderner Gesellschaften löse, wie man mit der Verschiedenheit der Menschen umge-he. "Da kann Europa viel von den USA lernen". Lepenies erinnerte an den ehemaligen Präsidenten der EU- Kommission Jacques Delors, der vor Jahren gefordert hatte, Europa müsse das "Brüten über sich selbst" beenden.
Der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg wies darauf hin, dass der Irak-Konflikt nicht nur zu unter-schiedlichen Haltungen von Regierungen Länder geführt habe, sondern auch "zu einer Spaltung in- nerhalb jedes einzelnen dieser europäischen Länder". Dabei ginge es um grundsätzliche Fragen und Werte des Zusammenlebens.
Die Diskussionsreihe wird fortgesetzt mit dem Thema "Islam und Moderne" (Sendung: Dienstag 10. Juni, 23.10 Uhr) und "Weltkrise und Kulturkrise?" (Sendung: Dienstag, 17. Juni, 23.10 Uhr). Die Aufzeichnungen finden am Montagabend, 9. Juni und 16. Juni, jeweils 19.30 Uhr, im Zollernhof statt.
Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat Mainz, 3. Juni 2003 Frank Herda, 06131/706418
ots-Originaltext: 3sat
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