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3satKulturdoku "Der antisowjetische Denkmalsturz"

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Mainz (ots)

Samstag, 17. Dezember 2022, 19.20 Uhr

Vom Baltikum bis zur Ukraine: Überall in Osteuropa fallen die Denkmäler, die an den Sieg der Roten Armee über den Faschismus erinnern. Aber sollte man die Soldaten, die Hitler besiegt haben, nicht in Ehren halten, trotz Putin? Die 3satKulturdoku "Der antisowjetische Denkmalsturz. Sollen die Denkmäler der Roten Armee wirklich verschwinden?" von Karsten Gravert zeigt am Samstag, 17. Dezember 2022, 19.20 Uhr, wie schwierig der richtige Umgang mit Denkmälern der Vergangenheit ist. Denn in dem Streit geht es immer auch um die Zeugnisse der Vergangenheit und die eigene Identität von heute. Die Dokumentation ist ab Freitag, 16. Dezember 2022, in der 3satMediathek verfügbar. 

Es ist der zweite Bildersturm nach Auflösung der Sowjetunion: Während die meisten Leninstatuen schon nach 1991 abgebaut wurden, geht es jetzt den bisher verschonten Siegesdenkmälern aus dem Zweiten Weltkrieg an den steinernen Kragen. Nur in Deutschland werden die sowjetischen Denkmäler weiter säuberlich restauriert.

Viele Länder, die unter der Sowjetherrschaft gelitten haben, sehen in den Denkmälern keine Monumente des Sieges über den Nationalsozialismus, sondern vor allem koloniale Gesten Russlands. Auch im litauischen Vilnius will der Vizebürgermeister die "Symbole des Militarismus und des aggressiven Verhaltens der Besatzungsmacht" so schnell wie möglich weghaben, sechs riesige Granitsoldaten sind als nächstes dran. Doch der UN-Menschrechtsausschuss intervenierte, der Abbau wurde vorerst gestoppt. Der Grund: Beschwerden aus den russischen Communitys. Die russischsprachige Minderheit im lettischen Daugavpils zum Beispiel ist geschockt und empört über den Abbau: "Ich bin angewidert. Mein Onkel war im Krieg und starb kurz vor Berlin" hört man hier, und: "Die Denkmäler bedeuten für uns Erinnerung. Die Oma meiner Frau war in Auschwitz im KZ. Es ist nicht schön, wenn sie abgerissen werden und unsere Geschichte vergessen wird."  

Der Abriss spielt Putins Propaganda in die Hände, welche die baltischen Regierungen schon immer als "Nazis" bezeichnete und die eigene Regierung zum Beschützer der Russen in allen Ländern erklärte – notfalls mit Gewalt wie im Donbass. Die Angst geht um, dass der baltische Denkmalstreit eskaliert, wie im Jahr 2007, als sich in der estnischen Hauptstadt Tallinn russische Bürger Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. Der Grund damals: ein Rote-Armee-Denkmal, das abgebaut und versetzt wurde. 

Selbst in der Ukraine, wo neben alten Sowjetdenkmälern auch Büsten russischer Dichter wie Alexander Puschkin vom Abbau betroffen sind, gibt es Stimmen, die sich für den Erhalt der Denkmäler einsetzen, wie die von Instagrammerin Elmira Ettinger. Denn in der Roten Armee haben auch Millionen von Ukrainern gekämpft – und ihr Andenken wird in diesen Denkmälern genauso geehrt wie das der russischen Soldaten.  

In Deutschland stehen die Sowjetdenkmäler fest auf dem Sockel wie eh und je: Zwei T-34-Panzer sind auf der zentralen Straße des 17. Juni im Berliner Tiergarten zu finden und am monumentalen sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park prangen sogar Stalinzitate. Für die ukrainischen Aktivistinnen von "Vitsche" in Berlin unbegreifbar: "Wir können uns nicht vorstellen, dass wir in der Ukraine Denkmäler mit Hitlerzitaten akzeptieren würden. Aber hier sehen wir einen der größten Diktatoren des 20. Jahrhunderts in goldenen Buchstaben verewigt, mitten in Berlin." 

Ansprechpartnerin: Marion Leibrecht, Telefon: 06131 – 70-16478; 
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