Hass und Hetze in Deutschland: aktuelle Campact-Studie
Hass im Netz bedroht Meinungsvielfalt und Demokratie bundesweit: Größte repräsentative Studie zu Hate Speech im Internet
Berlin, 3. Juli 2019. Wegen Hass und Hetze im Internet bekennen sich mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland (54 Prozent) seltener zu ihrer politischen Meinung. Das ist ein Ergebnis der bisher umfassendsten bundesweiten Studie mit dem Titel "#Hass im Netz", die Campact und das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) heute in Berlin vorstellen. Damit wird Hassrede im Internet zur Bedrohung für Meinungsvielfalt, -freiheit und die Demokratie in Deutschland. Für die Studie wurden im April und Mai 2019 über 7.300 Menschen in repräsentativer Zusammensetzung befragt.
72 Prozent der Befragten sorgen sich, dass durch Hate Speech auch die Gewalt im Alltag zunimmt. "Spätestens seit dem Mord an Walter Lübcke zeigt sich, dass Hassrede den Nährboden für Gewalt außerhalb des Internets bereiten kann", sagt Damian Ludewig von Campact. "Hier ist die Politik in der Pflicht, Maßnahmen umzusetzen, die eine konsequente Strafverfolgung von Täterinnen und Tätern im Netz ermöglichen." Nur zwölf Prozent der Befragten sind der Meinung, die Bundesregierung tue genug gegen Hass und Hetze im Internet.
"Besonders junge Menschen, die viel Zeit im Internet verbringen, sind Hassrede ausgesetzt", sagt der Soziologe Dr. Matthias Quent vom IDZ aus Jena. Während 40 Prozent der Befragten angeben, bereits Hate Speech im Internet beobachtet zu haben, sind es bei den 18 bis 24-Jährigen sogar 73 Prozent. "Hassrede hat massive Auswirkungen auf die Betroffenen, aber auch die Mitlesenden: verzerrte Wahrnehmung der Meinungshoheit, Rückzug aus politischen Debatten - bis hin zu emotionalem Stress und Depressionen." Jeder Zwölfte wurde schon persönlich durch Hasskommentare angegriffen, bei den jungen Erwachsenen ist es mehr als jeder Sechste. Die Studie schlüsselt die Ergebnisse auch nach Bundesländern auf. 2018 hatten IDZ und Campact bereits diese Befragung in Hessen durchgeführt.
Campact fordert für den Kampf gegen Hassrede im Netz u.a. zentrale Ermittlungsstellen in den Bundesländern, Spezial-Staatsanwaltschaften und Fortbildungen in Schulen. Betroffene brauchen vereinfachte Klagemöglichkeiten, um vor Gericht nicht mehr in Vorkasse gehen zu müssen. Eine breite Mehrheit von zwei Dritteln bis drei Vierteln der Studienteilnehmern schließt sich diesen Forderungen an. Die Campact-Petition zum Thema haben bereits über 200.000 Menschen unterzeichnet.
Weitere Informationen:
https://campact.org/hass-im-netz-studie-2019Die Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie hier: https://campact.org/hass-im-netz-summary
Pressekontakt: Svenja Koch und Olga Perov, Pressestelle Campact e.V., koch@campact.de, Tel. 04231 957 590 (auch mobil)