Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA
Angeborene Herzfehler: Moderne Operations-Verfahren verbessern Prognosen von Säuglingen
- (ots)
- Spitzenmedizin an der Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin - Teamorientierte interdisziplinäre Behandlung von Neugeborenen verbessert Überlebenschancen
Jährlich werden im Kinderherzzentrum der Kinderklinik in Sankt Augustin zwischen 25 und 30 Operationen an Neugeborenen mit dem so genannten hypoplastischen Linksherzsyndrom (HLHS) durchgeführt. Dank moderner Operationsverfahren wird frühzeitig interveniert, wenn Patienten mit diesem Herzfehler keine Chance auf Überleben haben. Das Team um den Chef der Kinderherzchirurgie Prof. Dr. Boulos Asfour behandelt die Kinder in einem komplexen Operationsverfahren, wobei der erste chirurgische Eingriff bereits wenige Tage nach der Entbindung stattfindet, um den Blutstrom im kranken Herzen wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.
Lina Monissen kam 2011 in der Kinderklinik in Sankt Augustin zur Welt - acht Wochen vor dem errechneten Termin mit einem Gewicht von nur 1.460 Gramm. Zuvor war bereits im Rahmen eines Organscreenings aufgefallen, dass sich Linas Herz nicht richtig entwickelt hatte. "Wir waren in der 21. Schwangerschaftswoche zur Früherkennungsuntersuchung in einer Pränatalklinik in Düsseldorf", erinnert sich Linas Mutter Rebekka Monissen. "Dort stellte sich heraus, dass Lina am hypoplastischen Linksherzsyndrom leidet. Der Befund hat sich dann leider bei einem zweiten Spezialisten bestätigt." Bei dieser Herzerkrankung fehlt die komplette linke Herzkammer, so dass die schwächere rechte Herzkammer die Arbeit zusätzlich übernehmen muss. Die Vermischung mit sauerstoffgesättigtem Blut erfolgt allerdings im rechten Vorhof. Das Überleben kann nur durch ein operatives Offenhalten der während des Fetalkreislaufs vorhandenen Gefäßverbindung zwischen der Aorta und einer herznahen Arterie gewährleistet werden. Verschließt sich diese, droht ein Organversagen. "Ich wurde bereits in der Schwangerschaft in die Asklepios Kinderklinik nach Sankt Augustin überwiesen, weil man dort auf die Herzerkrankung meines Kindes spezialisiert sei", erklärt Rebekka Monissen. Ohne die sofortige intensivmedizinische Stabilisierung und das operative Eingreifen der Kinderherzchirurgen in Sankt Augustin nach der Geburt wäre Lina mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verstorben. "Bei HLHS handelt es sich um einen schwerwiegenden Herzfehlbildungskomplex, der etwa ein bis zwei Prozent der angeborenen Herzfehler ausmacht", so Prof. Boulos Asfour. "Wir behandeln jährlich etwa 30 HLHS-Kinder mit deutlich steigender Tendenz. Allein in der Osterwoche haben wir vier so genannte Norwood Operationen bei diesem Herzfehler durchgeführt." Dabei ist das hypoplastische Linksherzsyndrom einer der häufigeren angeborenen Herzfehler mit einer statistischen Häufigkeit von 0,2 pro 1.000 Lebendgeborenen. In den vergangenen zehn Jahren wurden in der Kinderklinik Sankt Augustin etwa 300 Kinder mit HLHS behandelt. Viele dieser Patienten sind noch heute in der Nachsorge der Spezialisten. "Die hohe Fallzahl unterstreicht unsere Expertise bei der Behandlung der teilweise sehr schweren und komplexen Erkrankungen", so Prof. Boulos Asfour. "Nur im Zusammenspiel mit Anästhesisten, Kardiologen, Intensivmedizinern und Herzchirurgen können wir hier Spitzenmedizin leisten, die aber insbesondere aufgrund der komplizierten Krankheitsverläufe - wie viele andere Behandlungen bei Kindern auch - über die Fallpauschalen nur unzureichend vergütet wird."
Bei schnellem Eingreifen von spezialisierten Kinderherzchirurgen ist die Behandlungsaussicht von Kindern mit HLHS heute recht gut und - in Abhängigkeit der Pumpleistung der verbliebenen Herzhälfte können die kleinen Patienten ein vergleichsweise normales Leben mit guter Lebensqualität führen. Noch bis Mitte der 1990er Jahre hatten Kinder wie Lina kaum Überlebenschancen. Insgesamt drei Operationen zwischen dem ersten und dem vierten Lebensjahr sind notwendig, um den Kreislauf umzustellen. "Bei Lina waren es sogar vier Operationen, da es gleich nach der Geburt eines chirurgischen Eingriffs bedurfte, weil Lina zu leicht für den ersten HLHS-Eingriff war", erklärt Rebekka Monissen. "Wir sind den Spezialisten in der Kinderklinik in Sankt Augustin sehr dankbar. Lina ist vor fünf Wochen zum letzten Mal operiert worden und man kann aktuell sagen, dass es ihr sehr gut geht. Sie lernt sogar gerade, Fahrrad zu fahren."
Deutschlandweit führend
Mit fast 600 operativen Eingriffen im Jahr 2015 bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern bis zum 17. Lebensjahr ist das Deutsche Kinderherzzentrum in Sankt Augustin deutschlandweit führend in der Behandlung junger Patienten mit diesem Krankheitsbild. "Unsere Warteliste ist lang", konstatiert Prof. Asfour. "Bis zu vier Monaten müssen wir aktuell Operationen, die keine hohe Dringlichkeit haben, schieben. Um Wartelisten von Kindern, die dringend auf eine Operation im Kinderherzzentrum warten, entgegenzuwirken, betreiben wir eine intensive Mitarbeiterakquise und Weiterbildung."
Nicht nur aus dem Rhein-Sieg-Kreis kommen Patienten in das Kinderherzzentrum. Insgesamt 89 Prozent der herzkranken Patienten reisen aus anderen Teilen Deutschlands nach Sankt Augustin, sieben Prozent kommen aus dem Ausland.
Expertise in der Behandlung von Kindern
In 15 Fachabteilungen mit 914 Mitarbeitern deckt die Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin das komplette Spektrum der Kindermedizin ab. Mit großem Erfolg, wie regelmäßige Zuweisungen und Verlegungen aus den deutschen Universitätskliniken belegen. Die Spezialisten in Sankt Augustin behandeln jährlich rund 12.000 stationäre und 55.000 ambulante Patienten. Seit mehr als vierzig Jahren ist das Haus in Sankt Augustin verwurzelt. "Als Haus der Maximalversorgung ist die Kinderklinik mit allen wichtigen Gesundheitsanbietern und Beratungsstellen vernetzt", so Dr. Ehrenfried Schindler, Ärztlicher Direktor der Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin. "So stellen wir hier vor Ort eine integrierte Versorgung für die Patienten im Rhein-Sieg-Kreis und darüber hinaus sicher."
Spitzenmedizin bedarf Förderung
Um spitzenmedizinische Leistungen zu erbringen, bedarf es einer adäquaten Infrastruktur. Diese ist durch einen Neubau aus dem Jahre 2001 - finanziert durch Spenden, dem Land und den Krankenkassen - im Kinderherzzentrum gegeben. Um vergleichbare Standards auch in anderen Stationen von Sankt Augustin dauerhaft sicherzustellen, bedarf es einer entsprechenden Förderung, um den über Jahre aufgebauten Investitionsstau im Haupthaus der Klinik aufzulösen. Dieser ist entstanden, da das Land über viele Jahre gestellte Fördergeldanträge immer wieder zu Gunsten anderer Projekte zurückgestellt hat. Dieser Investitionsstau ist nach Umstellung der Förderpraxis des Landes im Jahr 2008 aus der seit dem jährlich vom Land ausgereichten Baupauschalförderung für die einzelnen Krankenhäuser nicht mehr aufzulösen. Es bedarf daher einer Sonderbetragsförderung, die vom Land eigens für enorme Investitionen vorgesehen ist, da die Krankenhausfinanzierung durch Fördermittel des Landes ein grundsätzlich dem jeweiligen Krankenhaus zustehender Anspruch ist. Ein Gerichtsverfahren vor dem Kölner Landgericht ist Ende vergangenen Jahres zu Ungunsten der Klinik ausgefallen. Das Verwaltungsgericht Köln hat die Klage auf eine Sonderbetragsförderung - aufgrund der nicht auskömmlichen jährlich ausgereichten Baupauschale - für den Neubau der Kinderintensivstation im Klinikum Sankt Augustin abgewiesen. Das Krankenhaus hat nun die Zulassung der Berufung beim Oberverwaltungsgericht beantragt.
13. Internationales Fachsymposium
Am 15. April treffen sich zum nunmehr 13. Mal fast hundert Herzspezialisten (Kinderkardiologen, Kinderherzchirurgen, Anästhesisten und Intensivmediziner) aus Deutschland und dem Ausland in Sankt Augustin, um über Trends und Perspektiven der Interventionen und Chirurgie bei angeborenen Herzfehlern zu diskutieren.
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Fotomaterial:
https://we.tl/60TiuV3Iyi
Bildunterschrift:
Lina Monissen wurde wegen eines angeborenen Herzfehlers insgesamt
vier Mal in der Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin operiert. Sie
hat auch die letzte Operation im März 2016 gut überstanden.
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