Roth sieht bei türkischem Fußballverband "Gefahr einer unglaublichen Aufladung"
Bosbach: Halbfinale nicht mit politischem oder nationalem Pathos aufladen
Bonn (ots)
Die Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Roth, hat vor einem Missbrauch der positiven EM-Stimmung für nationalistische Zwecke gewarnt. In der PHOENIX-Sendung "Unter den Linden" sagte sie am Montagabend: "Ich würde davor warnen, dass man jetzt diese Leichtigkeit, dieses Feiern, diese Fröhlichkeit - das ist ja eine Art von Party-Patriotismus - jetzt so sehr belädt, gleich wieder auflädt, mit dem Bezug zum eigenen Volk." Kritik übte sie an den Äußerungen des türkischen Trainers unmittelbar nach dem Sieg gegen Kroatien: Auf türkischer Seite gebe es "vom Fußballverband oder auch von dem Trainer schon eine Gefahr einer unglaublichen Aufladung". Wörtlich sagte Roth: "Also wenn ich dann höre, dass Allah das Tor geschenkt hat zu Ehre der Nation, dann entsteht da etwas, dann wird da etwas angefacht, was in der Türkei ein großes Problem ist: nämlich Nationalismus auch gegen Minderheiten." Ebenfalls in der PHOENIX-Sendung sprach sich der stellvertretende Unionsfraktionschef Wolfgang Bosbach (CDU) dafür aus, die Äußerungen des Trainers nicht zu stark zu bewerten: "Wenn man wenige Minuten nach solchen Spielen das Mikrofon vorgehalten bekommen, dann ist das etwas völlig anderes, als wenn man sich drei Tage auf eine Rede im Deutschen Bundestag vorbereitet - dann sagt man das, was einem spontan einfällt und dann darf man auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen." Wörtlich fügte Bosbach hinzu: "Wenn er sagt, die Nation ist stolz auf die Mannschaft und die Mannschaft ist stolz auf die Nation - na und?" Wenn jemand, selbst wenn er als türkischer Staatsbürger seit 30 Jahren in Deutschland lebt, beim Länderspiel "seinen" Türken die Daumen drücke, dann "würde ich sagen: das ist doch prima", so Bosbach. Er sei "strikt dagegen, dass wir das Fußballspiel am Mittwochabend aufladen - weder mit politischem noch mit nationalem Pathos, noch mit historischen Vergleichen." Mit Blick auf die Anti-Rassismus-Projekte des DFB sagte Roth: "Man kann ganz, ganz viel machen in der Fan-Arbeit, in den starken Stadionregeln, in der Ächtung von jeder Form von Rassismus und Gewalt - und da ist Dr. Zwanziger wahrscheinlich der beste DFB-Präsident, den man sich überhaupt nur vorstellen kann, weil er das zu seiner Sache gemacht hat."
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