"phoenix persönlich" am 15.09.2023, 18:00 Uhr: Autor und Dokumentarfilmer Stephan Lamby zu Gast bei Inga Kühn
Bonn (ots)
Mit dem Autor und Filmemacher Stephan Lamby spricht Inga Kühn über journalistische Distanz, Regieren in Zeiten des Krieges und seine Kritik an der Ampel-Regierung.
"Dieses Jahr war in der Performance, in der Außendarstellung für die Ampel-Regierung so desaströs, dass sie sich nicht wundern können, dass sie mit ihren Beliebtheitswerten im Sinkflug sind. Das ist selbstverschuldet", meint der Autor und Dokumentarfilmer Stephan Lamby, der die Arbeit der Ampel-Regierung in den vergangenen beiden Jahren filmisch begleitet und eine Vielzahl von Interviews u.a. mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Außenministerin Annalena Baerbock geführt hat.
Er habe ein "Grundverständnis" für die abwägende Art des Bundeskanzlers, was die Waffenlieferungen an die Ukraine anbelangt, sagt Lamby. "Ich verstehe sehr gut, dass er sich sehr genau überlegt, was er wann entscheidet. Und sich mit Regierungsmitgliedern und ausländischen Partnern, etwa Joe Biden, abstimmt, wenn es darum geht, schwere Waffen zu liefern." Schwierig sei hingegen, so Lamby, dass er seine "Prinzipien und Motive nicht ausreichend" erkläre. "Er müsste aus meiner Sicht erklären, warum er in der einen Phase des Krieges sich gegen die Lieferung von schweren Waffen entscheidet und in der anderen dafür. Das verwirrt die Menschen irgendwann, dabei geht nicht um die Anzahl der Interviews, sondern um die Offenheit und die Klarheit im Erklären seiner Entscheidung."
Mit Blick auf die beiden nächsten Jahre, prognostiziert Stephan Lamby, dass es politisch noch "turbulenter" und die innenpolitische Debatte an Schärfe zunehmen werde: "Drei ostdeutsche Landtagswahlen mit einer AfD, die im Durchschnitt bei 30 Prozent liegt. Wenn sich das tatsächlich in Wählerstimmen übersetzt, dann ahne ich, wie die politische Debatte in Deutschland, ausgehen wird. Wenn die FDP aus vielen Landesparlamenten gewählt werden wird, dann wird ihre Strategie, sich als Gegengewicht in der Regierung zu präsentieren, noch an Schärfe gewinnen."
"Ich bin nicht embedded", sagt Stephan Lamby. Er würde versuchen, denen nahe zu kommen, über die er berichte, um dem Publikum Einblicke zu geben, die sie nicht haben könnten. "Aber diese Nähe löst sich spätestens auf, wenn ich am Laptop oder im Schneideraum sitze. Dann gelten nur journalistische Kriterien, kein Mitleid, keine Sympathien. Da geht es um Verhaltensmuster, Kritik, Dinge, die mir auffallen. Loben muss ich die nicht, das tun die von morgens bis abends selber und dafür haben die ihre Pressestellen."
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